Konzert Kein Funkenflug: Tom Odell im Luxemburger Atelier

Luxemburg · Einmal droht er vom Geländer zu fallen: Wippend steht Tom Odell am Montagabend im Luxemburger Den Atelier auf der Empore, singt energisch zu den Fans, die unter ihm und neben ihm stehen. Gerade rechtzeitig findet er die Balance wieder.

 Tom Odell, der britische „Piano man“, in Luxemburg.

Tom Odell, der britische „Piano man“, in Luxemburg.

Foto: Eric Kolling

Etwas, was dem 28-jährigen Briten beim Gesamtkonzert nicht so recht gelingt.

Schon mit Anfang 20 wurde Odell  bekannt, schrieb sehr erwachsene Texte über Liebe, Trennung, Sehnsüchte. Und machte daraus stillen Singer-Songwriter-Pop, der zugleich erfreut und deprimiert. Drei Alben hat er bisher vorgelegt, das jüngste „Jubilee Road“ im vergangenen Jahr. Ob es im Atelier auch an den frostigen Außentemperaturen liegt, dass diese akustisch bezaubernde Art von Musik über weite Strecken nur wenig mitreißt? Daran ändern auch Odells Sprünge aufs Klavier nichts, auf den Bühnenvorbau zum Händelschütteln mit den Fans oder sein beschriebener Marsch durch die nicht ausverkaufte, aber doch randvolle Spielstätte, bis oben auf die Empore. Odell  brennt für seine Lieder – doch der Funke springt nicht recht über.

Tempo und Dynamik gewinnen die Songs, wenn sich Schlagzeug, Bass und Gitarre nach vorne schieben, was selten der Fall ist. Dass Odells wenige Ansprachen ans Publikum  ähnlich pausenreich und ausufernd ausfallen wie seine langgestreckten 16 Songs, sorgt auch nicht für Partystimmung. Doch dem Luxemburger Publikum gefällt‘s offenkundig. Am stärksten ist der junge Mann im Sakko,  wenn er allein mit seiner warmen, ergreifenden, tröstenden Stimme den Raum füllt – nur unterlegt von seinem filigranen Pianospiel. Wenn er dann seine Stimme in extreme Höhen schraubt, hört man keinen Mucks in der Halle. Ein toller Musiker ist dieser Mann fraglos. Auch wenn nicht jedes Stück die Qualität seines Durchbruch-Ohrwurms „Another Love“ von 2012 besitzt. Ein weiteres Fazit nach der Zugabe: Treffender als er kann niemand Billy Joels „Piano Man“ covern.

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