Ex-SST-Intendantin Schlingmann Theater-Lorbeer für Dagmar Schlingmann

Saarbrücken/Braunschweig · Das seit 2017 von ihr geleitete Staatstheater Braunschweig erhält den Preis der Fachzeitschrift „Theater der Zeit“.

  Die frühere Saarbrücker Generalintendantin Dagmar Schlingmann. Elf Jahre lang, von 2006 bis 2017, leitete   die bald 59-Jährige das SST.

Die frühere Saarbrücker Generalintendantin Dagmar Schlingmann. Elf Jahre lang, von 2006 bis 2017, leitete die bald 59-Jährige das SST.

Foto: Oliver Dietze

(SZ) Einen besseren Einstand hätte sich die Ex-Saarbrücker Generalintendantin Dagmar Schlingmann in ihrer ersten Spielzeit an ihrer neuen Wirkungsstätte wohl kaum wünschen können: Das von Schlingmann geleitete Staatstheater Braunschweig erhält den von der Fachzeitchrift „Theater der Zeit“ vergebenen Martin-Linzer-Theaterpreis. Mit dem Preis wird jährlich zum Ende der Spielzeit ein Ensemble oder eine freie Gruppe aus dem deutschsprachigen Raum für herausragende künstlerische Leistung geehrt.

Zur Begründung heißt es, das Staatstheater Braunschweig erforsche „die Gesetze und Gesetzlosigkeiten von Geschichte auf eine besondere Weise − im Zusammenklang von dokumentarischen und grotesken Spielelementen. Dabei entsteht ein überraschendes Kaleidoskop der Wandlungen, dessen Ausdrucksstärke fasziniert.“ Exemplarisch dafür ständen etwa Christoph Diems Inszenierung von Iwan Wyrypajews „Iran-Konferenz“ oder Nina Gühlstorffs Inszenierung von „Autoland“, ein ebenso kritischer wie visionärer Ausblick auf die Grundfragen der Mobilität vor dem Hintergrund von Braunschweigs Nähe zu VW in Wolfsburg, oder auch die philosophische Annäherung an Walter Benjamin in Christian Frankes Projekt „Ein Engel der Geschichte“.

Mit ihren Inszenierungen von G. B. Shaws „Haus der gebrochenen Herzen“ und Brechts „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“ (mit dem aus Schlingmanns Saarbrücker Ära unvergessenen Cino Djavid in der Titelrolle) habe die neue Intendantin zudem als Regisseurin eine eigene Handschrift im Umgang mit klassischen Texten der Moderne an diesem Haus geprägt: „Einerseits eine Form präzis gehandhabter analytischer Skelettierung tradierter Aufführungsmuster, andererseits das Schaffen von immer vorläufigen Freiräumen für Eigenes, das im Spiel erst entsteht“, heißt es in der Jury-Begründung. Machbar sei dies alles nur durch ein „zu virtuosen Höhenflügen wie ironischem Understatement gleichermaßen fähigen Ensemble“.

Der Martin-Linzer-Theaterpreis wird seit 2017 von der Fachzeitschrift „Theater der Zeit“ in Erinnerung an den langjährigen Kritiker und Chefredakteur der Zeitschrift vergeben. Alleinjuror in diesem Jahr war der „Theater der Zeit“-Redakteur Gunnar Decker. Die vollständige Jurybegründung erscheint in der Juni-Ausgabe von Theater der Zeit, begleitet von einem Text des Braunschweiger Hausregisseurs (und Schlingmann-Lebensgefährten) Christoph Diem, der in Saarbrücken die Sparte 4 ins Leben rief. Die Preisverleihung findet am 4. Juni vor der Vorstellung von „Arturo Ui“ im Staatstheater Braunschweig statt.

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