Oper und Theater in Frankfurt Zukunft der Frankfurter Bühnen ist teuer

Frankfurt/Main · Seit 1963 teilen sich Oper und Schauspiel in Frankfurt ein Gebäude. Nun ist es marode. Die Parteien der Stadtregierung aus Grünen, SPD und CDU bevorzugen jedoch unterschiedliche Pläne für einen Neubau – hohe Kosten warten in jedem Fall.

 Auf Frankfurt kommen für Oper und Schauspiel Kosten von über 800 Millionen Euro zu.

Auf Frankfurt kommen für Oper und Schauspiel Kosten von über 800 Millionen Euro zu.

Foto: dpa/Arne Dedert

Zwischen 800 Millionen und einer Milliarde Euro – diese Summe kommt auf die Stadt Frankfurt zu, wenn sie Schauspiel und Oper in die Zukunft führen will. Ein Neubau der Städtischen Bühnen wäre dabei billiger als eine Sanierung. Das ist das Ergebnis des Prüfberichts der Stabsstelle Zukunft der Städtischen Bühnen, der am Donnerstag vorgestellt wurde. Eine politische Entscheidung ist damit aber noch nicht gefallen.

Schon 2017 hatte eine Machbarkeitsstudie Kosten von mindestens 800 Millionen Euro errechnet. Seither sind die Preise gestiegen, heute wäre es laut Stabsstelle mindestens eine Milliarde. Damals wurden drei Szenarien durchgerechnet, nicht aber eine reine Sanierung der bestehenden Gebäude. Diese Option bezog die 2018 gegründete Stabsstelle nun mit ein.

Somit liegen insgesamt vier Varianten auf dem Tisch, die nun der Stadtverordnetenversammlung vorgelegt werden: Eine Basissanierung käme laut Prüfbericht auf 826,3 Millionen Euro. Eine Sanierung mit Verbesserungen würde 918,3 Millionen Euro kosten. Für den Neubau gibt es zwei Optionen. In einem Fall würden beide Bühnen während der Bauzeit ausgelagert und zögen danach wieder gemeinsam zurück an den Willy-Brandt-Platz – das würde laut Stabsstelle 874,9 Millionen Euro kosten. Im anderen Fall zöge ein Haus dauerhaft in einen Neubau an anderer Stelle – das würde 809,3 beziehungsweise 859,1 Millionen Euro kosten, je nachdem ob Schauspiel oder Oper in ein Übergangsquartier gingen.

„Die Hoffnung, dass eine Sanierung günstiger wäre, hat sich nicht bestätigt“, sagte Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD). „Ich schlage in aller Klarheit eine Neubaulösung vor.“ Das Beste wäre aus ihrer Sicht, zuerst ein neues Opernhaus zu bauen und für das Schauspiel eine Übergangslösung zu suchen, dann das Gebäude am Willy-Brandt-Platz abzureißen und dort einen Neubau für das Schauspiel zu errichten.

Der Leiter der Stabsstelle, Michael Guntersdorf, sieht das genauso. Er hält die Basissanierung für die schlechteste Option: „sehr hohe Kosten für ein ganz schlechtes Ergebnis“. Auch in Variante zwei würde man nur „gutes Geld schlechtem hinterherwerfen“. Gegen Variante drei (ein Neubau für Theater und Oper) spreche, dass Kosten für zwei Zwischenlösungen anfielen – eine Sanierung bei laufendem Betrieb sei nicht möglich. Option vier – zwei Neubauten an zwei Standorten – sei die beste Lösung: Die Kosten seien niedriger, die Planungssicherheit höher, die Bauzeit kürzer.

„Wenn die Politik zügig entscheidet, ist das noch in dieser Dekade zu schaffen“, sagte Guntersdorf. Er rechne mit einer Planungs- und Bauzeit von mindestens acht Jahren. Daran, dass etwas geschehen muss, lässt der Prüfbericht keinen Zweifel. Das Gebäude sei „desolat“, die Technik „steinzeitlich“.

Die Doppelanlage mit der charakteristischen Glasfassade wurde 1963 eröffnet, innen stammten Teile noch aus dem Vorgängerbau von 1902. Dass die Städtischen Bühnen den aktuellen Standort ganz aufgeben, steht nicht zur Debatte: „Das kulturelle Herz der Stadt schlägt am Willy-Brandt-Platz“, sagte Hartwig, „wir dürfen es nicht herausreißen“.

Die Frankfurter CDU würde das aber bevorzugen. In einem Positionspapier wirbt die Partei für einen gemeinsamen Neubau von Oper und Schauspiel an einem anderen Ort. Dies sei der Aufspaltung von Oper und Schauspiel vorzuziehen. Die SPD-Fraktion im Römer hingegen teilt Hartwigs Einschätzung. Zusammen mit den Grünen bilden SPD und CDU die Stadtregierung. Eine einheitliche Position zeichnet sich in der Römer-Koalition also vorerst nicht ab.

Die Intendanten von Oper und Schauspiel, Bernd Loebe und Anselm Weber, befürworteten einen Neubau von Schauspiel und Oper und wünschen sich auch in Zukunft einen Standort im Herzen der Stadt. „Wir hoffen, dass die Politik bald und für alle Seiten zu einer einvernehmlichen Lösung kommt und sowohl für die Mitarbeitenden als auch für unser treues Publikum eine lange Interimszeit vermieden wird“, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung.

(dpa)
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