Kinos in der Corona-Pandemie Die Kinos kontern mit dem Känguru

Saarbrücken · Anfang Juni nehmen auch die saarländischen Kinos ihren Betrieb wieder auf. Mit Neustarts halten sich die Verleihe zurück – was wird man sehen können? In jedem Fall ein Großmaul mit Bauchtasche.

 Die Titelfigur der „Känguru-Chroniken“ hüpft im Juni wieder ins Kino. Der Filmhit zählte in seinen ersten zehn Tagen 500 000 Zuschauer – dann mussten die Kinos wegen der Corona-Pandemie schließen.

Die Titelfigur der „Känguru-Chroniken“ hüpft im Juni wieder ins Kino. Der Filmhit zählte in seinen ersten zehn Tagen 500 000 Zuschauer – dann mussten die Kinos wegen der Corona-Pandemie schließen.

Foto: X Filme

Nach wochenlangen Schließungen dürfen die ersten Kinos wieder öffnen. Im Saarland nehmen die Filmtheater ihren Betrieb Anfang Juni wieder auf. Welche Filme sind dann zu sehen? Bundesweit greifen die Häuser erst einmal auf Werke zurück, die kurz vor der Zwangspause angelaufen waren. Ein Überblick über die Filme, die man nun wohl wieder anschauen kann.

„Die Känguru-Chroniken“, nach den Büchern von Marc-Uwe Kling, mauserten sich gerade zum veritablen Kino-Hit – mit 500 000 Besuchern in zehn Tagen. Dann schlossen die Kinos wegen Corona. Das vorlaute Känguru mit Hang zur Anarchie wird nun wieder in die Kinos hüpfen; auch im Saarland, wie die Saarbrücker Kinobetreiberin Andrea Lauer (UT und Passage-Kino) in einem SZ-Interview ankündigte. Ab dem 2. Juli soll sogar eine leicht veränderte Version des Films verfügbar sein. „Wir haben die Zeit der Kinoschließungen genutzt und wie von den Känguru-Fans vielfach gewünscht, eine Einstellung in 3D hinzugefügt“, erklärte Produzent Stefan Arndt in der vergangenen Woche. Die Version nennt sich „Die Känguru-Chroniken Reloaded“. „Jeder Zuschauer soll seine eigene 3D-Brille mitbringen“, sagte Arndt, „was aus Hygiene-Gründen gerade auch besser ist“. Und wenn man sie vergisst? „Dann ist es trotzdem sehr witzig.“

„La vérité“ bietet Leichtfüßiges mit Catherine Deneuve und Juliette Binoche. Der Japaner Hirokazu Kore-eda (Goldene Palme 2018 für „Shoplifters“) hat zum ersten Mal einen Film außerhalb seiner Heimat gedreht; er erzählt von einer Filmdiva (Deneuve), deren Tochter (Binoche) mit ihrem Mann (Ethan Hawke) aus New York nach Paris angereist ist, um einen Blick in die gerade erschienenen Memoiren der Mutter zu werfen. Dass diese es nicht so genau nimmt mit der Wahrheit, führt in einer edlen Pariser Villa zu einigen Spannungen. Kore-eda beweist dabei erneut einen feinen Sinn für Humor und Ironie. Etwa, wenn er die – großartig spielende – Diva Deneuve sagen lässt: „Ich hätte beinahe mit Hitchcock gedreht, leider ist er vorher gestorben.“

Im Saarbrücker Filmhaus war die herausragende Produktion „Die perfekte Kandidatin“ von der Schließung betroffen – möglicherweise läuft er dort noch einmal. Schon mit ihrem eindringlichen Drama „Das Mädchen Wadjda“ berührte die saudi-arabische Regisseurin Haifaa Al Mansour die Kinozuschauer. Darin erzählte sie von einem Mädchen, das darum kämpft, Fahrrad fahren zu dürfen. Auch in „Die perfekte Kandidatin“ stellt die Filmemacherin den Kampf von Frauen in der arabischen Welt um Gleichberechtigung in den Mittelpunkt: In der deutschen Koproduktion möchte eine junge Ärztin in Saudi-Arabien bei den Kommunalwahlen antreten. Doch das ist in der von Männern dominierten Welt alles andere als einfach.

Haifaa Al Mansour offenbart dabei eine in Traditionen und strikten Rollenbildern verhaftete Gesellschaft, in der Frauen grundlegende Rechte abgesprochen werden. Sie dürfen zwar mittlerweile Auto fahren, doch letztendlich sind sie abhängig von ihren Vätern, Brüdern, Ehemännern. Deswegen geht es in „Die perfekte Kandidatin“ auch nicht so sehr um den großen, gesellschaftsumwälzenden Umbruch. Es sind vielmehr die kleinen Erfolge, die Maryam und die Frauen um sie herum einen Schritt nach vorn bringen.

 Catherine Deneuve als bisweilen eitle Filmdiva in „La verité“.

Catherine Deneuve als bisweilen eitle Filmdiva in „La verité“.

Foto: PROKINO Filmverleih/Laurent Champoussin
 Mila Al Zahrani im Film „Die perfekte Kandidatin“.

Mila Al Zahrani im Film „Die perfekte Kandidatin“.

Foto: dpa/-

Als erster großer Neustart in den kommenden Wochen ist „Tenet“ von Regisseur Christopher Nolan („Inception“, „Dark Knight“) geplant. Der Thriller um Spionage und Zeitreise (sein Trailer ist so spektakulär wie mysteriös) soll in Deutschland am 16. Juli anlaufen und ist bisher – toi, toi, toi – noch nicht verschoben.

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