Tanzende Kraniche stehlen Menschen die Schau

Metz · Tiere auf der Bühne, kann das gut gehen? Die Choreografie „Light Birds“ von Luc Petton mit Kranichen weckte beim Festival „Animal.es“ in Metz hohe Erwartungen. Doch sie wurden nicht erfüllt.

 Mensch und Mandschurenkranich im Pas des deux. Foto:Alain Julien

Mensch und Mandschurenkranich im Pas des deux. Foto:Alain Julien

Mandschurenkraniche auf der Bühne? Das klingt nach "Menschen, Tiere, Sensationen". Beim Lothringer Festival "Animal.es", das am Wochenende unter dem Motto "Nicht nur zum Essen und Schmusen" einen anderen Blick auf das tierische Wesen werfen wollte, war Luc Petton mit seinen "Light Birds" als Höhepunkt angekündigt. Mit Zirkus und Dressur hat der bretonische Choreograf, der schon mit Schwänen tanzte, denn auch nichts am Hut. Die hochbeinigen, grazilen Kranich-Vögel, die in chinesischen Sümpfen leben, doch, weil bedroht, auch in vielen Zoos, will er uns in ihrer Schönheit und Erhabenheit näherbringen. Wie auf vertrautem Terrain sollen sich die für ihre komplexen Balztänze berühmten Vögel im Rampenlicht bewegen, in friedlicher Koexistenz mit den Tänzern seiner Compagnie Le Guetteur. Als wär's ein Stück vom Paradies.

Dafür betreibt der Vogelfreund Petton, der mit seiner Produktion "Light Birds" am Wochenende im zweimal ausverkauften Metzer Arsenal gastierte, im Vorfeld großen Aufwand. Inspiriert von Konrad Lorenz' Verhaltensforschung und begleitet von Tierexperten, versucht er, die Kraniche vom Ausschlüpfen aus dem Ei an über viele Monate zu "prägen" und an die Interaktion mit Musik und Tänzern zu gewöhnen.

Lohnt das alles? Das ist die Frage. Das Internet mit seinen "Nichts-ist-unmöglich"-Trickfilmchen hat unseren Blick auf Tiere verändert. Dennoch nimmt man es auf wie ein kleines Wunder, wenn die vier weißen Kraniche in "echt" auf die Bühne stieben. Unwillkürlich verspürt man Entzücken über ihr gelassenes Verhalten im fremden Kosmos aus Scheinwerfern und Musiksounds.

Doch ist es nicht bloß ein Entzücken des "Noch-nie-Dagewesenen"? Sie fesselt, die Anmut ihrer fragilen Körper und Bewegungen, wenn sie wachsam herumstolzieren, die über zwei Meter weiten Flügel ausbreiten und sich mal Aufschwingen zum kurzen Flug. Doch die Interaktion mit den vier Tänzern bleibt hinter dem Erhofften weit zurück. Immer wieder versuchen diese, die Wildvögel mit Bändchen, Kügelchen, Federn, Tüchern oder frisch-grünen Zweigen aus der Reserve zu locken. Mehr als ein gelegentliches Herbeiflattern, Picken und Zupfen holen sie aus den als neugierig geltenden geflügelten Partnern nicht heraus. Eine Frage der Tagesform, der zu hohen Erwartungen? Gleichzeitig stehlen die Kraniche den Menschen die Schau. Mit ihrer natürlichen Präsenz kann der beste Tänzer nicht mithalten. Zwischen den zwei Zehn-Minuten-Auftritten der Kraniche empfindet man Entzug und schlimmer noch: Langeweile. Und so war "Light Birds" denn doch mehr Sensation als Paradies - und vor allem ein Bärendienst für den Tanz.

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