SZ-Redakteure blicken zurück auf ihre erste Begegnung mit der "Star Wars"-Saga

Saarbrücken · In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag läuft der neue "Star Wars"-Film an: "Das Erwachen der Macht". Deshalb kramen einige SZ-Redakteure in ihren Jugenderinnerungen an die beiden ersten Trilogien der Saga, die zwischen 1977 und 2005 in Kino liefen.

 Die Sturmtruppen des bösen Imperiums aus dem neuen Film „Star Wars – Das Erwachen der Macht“. Optisch stark verändert haben sie sich seit ihrem ersten Kino-Auftritt 1977 nicht. Foto: The Walt Disney Company (2)

Die Sturmtruppen des bösen Imperiums aus dem neuen Film „Star Wars – Das Erwachen der Macht“. Optisch stark verändert haben sie sich seit ihrem ersten Kino-Auftritt 1977 nicht. Foto: The Walt Disney Company (2)

Foto: The Walt Disney Company (2)

Gänsehaut? Aber sicher. Als der erste Trailer zum neuen "Star Wars"-Film "Das Erwachen der Macht" im Internet niederkam, da musste man auch als ein nur beiläufiger Fan der Weltraumsaga weiche Knie bekommen: beim Anblick von Harrison Ford in seiner alten Rolle als Weltraumhallodri Han Solo, der zu seinem zotteligen Begleiter Chewbacca die prophetisch klingenden Worte spricht: "Chewie, wir sind zu Hause." Fords Anwesenheit wirkt wie ein Gütesiegel und knüpft eine Verbindung zu den Anfängen (und besseren Zeiten) der Saga: 1977 lief der erste Film, "Krieg der Sterne", in den USA an, ohne große Werbung oder Hoffnungen seitens des Verleihs, in gerade mal 34 Kinos.

Der Rest ist Filmgeschichte: George Lucas ' Geschichte um ein böses Imperium und wackere Rebellen, um den vermummten Dunkelmann Darth Vader und den naiven Helden Luke Skywalker, traf mehr als einen Nerv - sie wurde zu einem Mythos der Kino- und Alltagskultur. Lucas hatte religiöse Motive, Märchenhaftes, Archetypen und Triviales so clever miteinander verbunden, dass der Film sich eine ganz eigene Welt schuf, bei der es keine Rolle mehr spielte, ob er nun im klassischen Sinne gut zu nennen ist. Zwei Spektakel haben die Saga weiter gesponnen: 1980 "Das Imperium schlägt zurück", der düsterste, erwachsenste Teil der Reihe, und 1983 "Die Rückkehr der Jedi-Ritter". Raumschlachten wurden ausgefochten, aber es ging auch um Spiritualität, die "Macht", die das Universum zusammenhält, um verzwickte Familienverhältnisse , um die Verlockung durch das Böse und die Rettung durch das Gute - am Ende der Trilogie war Darth Vader zwar tot, aber geläutert.
Das "Star Wars"-Universum dehnte sich weiter aus: mit Büchern, Comics, Hör- und Computerspielen, ein Milliardengeschäft. Groß war in den 90ern die Freude, als Lucas eine neue Trilogie ankündigte, in der er die Vorgeschichte von Darth Vader erzählt und diese Episoden I bis III nannte (wobei die älteren Filme dann zu Episoden IV bis VI wurden). Doch prallvoller Kinokassen zum Trotze waren "Die dunkle Bedrohung" (1999), "Angriff der Klonkrieger" (2002) und "Die Rache der Sith" (2005) überwiegend Weltall-Schrott: sterile Computereffekte, Dialoge aus der Seifenoper, die Magie von einst war dahin. Lucas reagierte empfindlich auf die teils herbe Kritik und verkaufte seine Firma Lucasfilm und die "Star Wars"-Rechte an Disney - für vier Milliarden Dollar.

Der Konzern plant nun eine ganze Reihe von Filmen, der erste startet diese Woche weltweit: "Das Erwachen der Macht" setzt 30 Jahre nach dem Ende von "Die Rückkehr der Jedi"-Ritter ein und bietet die bekannten Figuren Han Solo, Prinzessin Leia und Luke Skywalker auf, mitsamt ihrer gereiften Darsteller. Die Erwartungen sind extrem hoch, aber Regisseur J.J. Abrams hat schon mit seiner Wiederbelebung der "Star Trek"-Reihe gezeigt, dass er sich auf das Verbinden von Effektkino und Gefühl, Action und Pathos gut versteht. Experten spekulieren, dass der 200 Millionen Dollar teure Film bis zu zwei Milliarden einspielen könnte. Aber das sollte nur die Disney-Buchhalter interessieren. Was diese Saga jetzt braucht, ist einfach ein guter Film - den hatte sie seit Jahrzehnten nicht mehr. Tobias Kessler

Kritik zum Film am Donnerstag in unserer Beilage treff.region.

Von Darth Vader zu Wotan


Wenn man elf ist, glauben Eltern sich noch bestürzend viel rausnehmen zu dürfen bei der Frage, welche Filme man gucken darf. "Blödsinn", beschied meine Mutter seinerzeit jedenfalls meinen Wunsch, dieses "Sternen-Unfug-Zeugs" sehen zu wollen. Das war's dann. Wäre es fast gewesen. Zum Glück aber war meine damals noch Jung-68er-Tante der Gegenentwurf zu meiner Mutter. So kam ich schließlich gleich drei Mal in "Krieg der Sterne". Ein Hoch auf die antiautoritäre Erziehung!
Mit diesen ganzen Weltenretterkram, mit Luke Skywalker, der Knödelhaar-Prinzessin und dem ewigen Yedi-Gelaber konnte ich aber überhaupt nichts anfangen. Da hatte Darth Vader doch einen ganz anderen Auftritt! Cooles schwarzes Cape wie Zorro, ein teuflisch rotes Lichtschwert, und wenn er sprach, stand das halbe Universum stramm. Bösewichter, das wurde mir schlagartig klar, sind immer die interessanteren Typen. Es dauerte auch lange, bis ich wieder ein Gut-gegen-Böse-Spektakel erlebt habe, das mich ähnlich fesselte: gut 20 Jahre später, mein erster "Ring" in Bayreuth. Ja, Lord Vader und Wotan sind aus dem selben Holz geschnitzt. Und von Richard Wagner zu John Williams ist es musikalisch auch bloß ein winziger intergalaktischer Schritt. Oliver Schwambach

Der Weltraum in der Brühlstraße


Frühling 1978, St. Wendel, fast zwölf bin ich. Also im besten Alter für "Krieg der Sterne", wie man damals sagte, und nicht "Star Wars". Im Central-Theater in der Brühlstraße donnert Darth Vaders Sternenzerstörer leinwandfüllend durchs All, und es gibt nichts Besseres als diese Zukunftswelt, die mit ungeahnter Bildwucht über einen kommt. Darth Vader ist zum Fürchten, Prinzessin Leia zum Verlieben (ihrem unseligen Dutt zum Trotze) und Han Solo ein Vorbild an maskuliner Lässigkeit.
Fast genauso gut sind die Spielfiguren, die es für 2 Mark 95 im Globus gibt, auch wenn die kleinen Strahlenpistolen schnell verschludert sind und Obi Wan Kenobis Lichtschwert abknickt. Zwei Jahre später startet "Das Imperium schlägt zurück" und liegt als Super-8-Film (Video und DVD gab es noch nicht) unterm Weihnachtsbaum: Kinoglück, dass man mit ratterndem Projektor an die Zimmerwand projizieren kann. Teil drei entfacht dann nicht mehr die große Begeisterung, andere Filme werden wichtiger. "Star Wars" bleibt dennoch eine Art Lebensbegleiter: Den ersten Teil der neuen Trilogie sehe ich 1999 mit meiner schwangeren Frau; wir langweilen uns beide und legen unsere Jacken schützend auf ihren Bauch, weil die Explosionen so krachend laut sind. Den neuen Film schaue ich mir nun mit meinem Sohn an, der schon älter ist als ich damals beim ersten Film. Wie die Zeit vergeht. Tobias Kessler

Fieber seit mehr als 20 Jahren


Ich habe noch einmal nachgezählt. 63 "Star Wars"-Bücher stehen in meinem Regal. Nur zwei drehen sich um die jüngere Trilogie: die Romane zu Episode I und II. Episode III hat es nicht mehr ins Regal geschafft. Das hat seinen Grund.
Ich kann mich noch genau erinnern, wie ich in der 5. Klasse im Kunstunterricht (!) zum ersten Mal "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" gesehen habe. Meine erste Reaktion: bescheuert. Dieser goldene Trottel und der piepende Mülleimer. Und dann auch noch Schweine mit Waffen. Was sollte das? Doch nach und nach faszinierte mich dieses Weltraum-Märchen immer mehr. Ich war infiziert. Wann und wo ich die Episoden I bis III gesehen habe - das weiß ich allerdings nicht mehr. Dabei war die Aufregung riesig. Endlich wieder ein "Star Wars"-Film im Kino! Der erste war auch ganz gut - trotz Jar Jar Binks. Den zweiten redete ich mir schön. Aber es half nichts - zu schwülstig. Der dritte versöhnte mich ein wenig - immerhin. Das "Star Wars"-Fieber blieb trotzdem. Das vergeht nicht so schnell. Wann und wo ich "Das Erwachen der Macht" sehen werde, weiß ich. Karten für die Vorstellung Mittwochnacht sind schon gebucht. Stefanie Marsch

Die falsche Trilogie erwischt


Ich könnte ja sagen: Ich bin mit "Star Wars" aufgewachsen. Mach ich aber nicht. Warum? Nicht, weil es nicht stimmen würde. Ich war im Kino. Bei "Epsiode I" war ich zwölf Jahre alt. Bestes Alter, um von einem Film geprägt zu werden. Aber es waren halt nicht die alten Filme, die mit Harrison Ford und Chewbacca. Nein, es waren die neuen, die blöden. Mit Schwiegermutters Liebling Ewan McGregor und Jar Jar Binks, dieser computeranimierten Nervbacke. Mir ist erst neulich eingefallen, dass ich auch beim zweiten Teil im Kino war. Den ersten hatte ich ja noch ganz nett gefunden, da gab es schließlich auch Lichtschwerter und Jedi-Ritter und einen Bösewicht, der aussah wie der Teufel. Aber der zweite Teil - wenn ich den richtig rekapituliere, hat sich Hayden Christensen zweieinhalb Stunden lang in Seifenoper-Dialogen an Natalie Portman herangebalzt.
Ich höre immer wieder von den Älteren, wie sie damals in der ersten Trilogie staunend im Kino saßen, vier, fünf Mal vor lauter Begeisterung. Ich hätte auch so ein "Star Wars"-Kind sein können. Hätte. Lars Reusch

Luke Skywalker? Dieser Milchbubi!


Ende der 70er-Jahre war ich ein eifriger Kinogänger. Zwei Mal die Woche saßen wir in der camera, Berliner Promenade 7, erster Stock. Ich studierte Soziologie und Politikwissenschaft an der Saar-Uni, schrieb Seminararbeiten über Themen wie den Prager Frühling, hasste Helmut Schmidt , der den Nato-Doppelbeschluss durchboxte und beäugte Hollywood äußerst kritisch. Science-Fiction war nicht so meine Welt, höchstens mal Sachen wie Spielbergs "Unheimliche Begegnung der dritten Art" oder 1982 "Blade Runner". "Krieg der Sterne"? Kinderkram. Ein "Imperium" und ein "Todesstern", ein Milchbubi namens Luke Skywalker, eine Prinzessin, ein dunkler Vader - lächerlich.
Unsere Leinwandhelden waren Robert De Niro , Christopher Walken oder Jane Fonda in Filmen wie "Die durch die Hölle gehen" oder "Coming Home". Woody Allen war auch ein Thema, "Stadtneurotiker", "Innenleben" oder Claude Chabrol mit der blutjungen Isabelle Huppert als "Violette Nozière". Viel später habe ich mir dann doch ein paar Filme der "Star Wars"-Saga angeschaut, aber eigentlich nur wegen des so schön pfeifenden R2-D2. . . Thomas Reinhardt

Laserschwert in der virtuellen Hand


Als ich die "Star Wars"-Triologie Anfang der 90er Jahre zum ersten Mal im Fernsehen sah, wirkten die Filme schon ziemlich alt. Trotzdem zog das "Krieg der Sterne"-Universum auch mich in seinen Bann und begleitete mich durch meine ganze Jugend. Denn zwischen den beiden Trilogien hatte für "Star Wars"-Fans ein ganz neues Zeitalter begonnen. Das der Computerspiele . Im Alter von zehn Jahren stieg ich an meinem hochmodernen IBM 486 zum ersten Mal in einen X-Wing Raum-Jäger.
Zusammen mit anderen Rebellen-Piloten ging ich stundenlang auf die Jagd nach imperialen Tie-Fightern. Oder besser gesagt auf die Jagd nach kleinen metallicblauen Pixelhaufen. Von 1997 an nahm ich in der Jedi-Knight-Reihe zum ersten Mal Lichtschwert und Laserblaster in die virtuelle Hand und nahm den Kampf für die helle Seite der Macht auf. Als Söldner Kyle Katarn kämpfte ich gegen die tyrannischen Sith und wurde schließlich sogar zum Jedi-Ritter. Bis heute haben mich "Star Wars"-Spiele immer wieder stundenlang an den Computer gefesselt. Florian Rech

"Star Wars" und die Philosphie


Einige würden mich als Nachzüglerin bezeichnen. Denn in meiner Kindheit interessierte mich "Star Wars" nicht die Bohne. Erst mit 19 Jahren schaute ich mir die sechs Episoden an - und das nicht mal freiwillig, sondern fürs Studium. Ja, richtig, ich hatte mir ein Seminar im Philosophie-Studium ausgesucht, das mal nicht nur nach trockener Theorie klang: Anhand von Science-Fiction-Filmen sollten philosophische Grundprobleme diskutiert werden - und da war auch "Star Wars" dabei: Wie geht die Gesellschaft mit der Macht um? Woher stammt dieser Konflikt zwischen Gut und Böse, der vor allem die "Star Wars"-Triologien ausmacht? Fragen, die man nicht mit einem Satz beantworten mag und kann. Meine Beziehung zur Philosophie war dann schon kurze Zeit später vorbei, die zur Welt von Chewbacca, Han Solo und Yoda hingegen nicht. Die Möglichkeit, diese Mischung aus Mythologie und Science Fiction endlich auch mal im Kino zu sehen, lasse ich mir nicht entgehen. Sarah Umla

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