Sven Nordqvist wird 75 Petterssons und Findus’ kleine, feine Welt

Saarbrücken · Fast jeder kennt die Abenteuer des Tüftlers Pettersson und seines Katers Findus. Ihr Erfinder und Zeichner Sven Nordqvist wird am Freitag 75 Jahre alt.

  Pettersson, Kater Findus, Hennen und Vögel lassen sich die Geburtstagstorte schon schmecken. Ihr Erfinder Sven Nordqvist feiert am Freitag  .

Pettersson, Kater Findus, Hennen und Vögel lassen sich die Geburtstagstorte schon schmecken. Ihr Erfinder Sven Nordqvist feiert am Freitag .

Foto: dpa/---

Der alte Pettersson mit großem Hut und runder Brille will am liebsten in Ruhe Kaffee trinken. Er ist ein wenig zerstreut und liebt es, zu tüfteln und Apparate zu erfinden. Ein mit Pfeffer gefülltes Luftballon-Huhn zur Abwehr eines Fuchses etwa – oder eine Weihnachtsmann-Maschine für Findus. So heißt sein kleiner, sprechender Kater, der mindestens drei Mal im Jahr Geburtstag mit Pfannkuchentorte feiern will und Petterssons Leben kräftig durcheinanderwirbelt.

Es ist eine schwedische Bilderbuch-Idylle mit roten Holzhäusern, umringt von Wiesen, Bäumen und Tieren, die Sven Nordqvist in seinen „Pettersson und Findus“-Bilderbüchern beschreibt. Die machten den schwedischen Illustrator und Autor international bekannt. Am Freitag wird er 75 Jahre alt. Die Liebe zur Natur und der liebevolle Umgang der Charaktere miteinander zeichnen die Alltagsabenteuer aus. „Ich mag die Idylle in Petterssons kleiner Welt, also schreibe ich darüber“, sagt Nordqvist. Er beschreibe eine Welt, die er kenne. Und in Pettersson stecke viel von ihm selbst.

Als Kind wollte der 1946 im südschwedischen Helsingborg geborene Autor zunächst Bauer werden. Gern hätte er später Kunst studiert, wurde aber von Kunsthochschulen abgelehnt. Stattdessen studierte er Architektur und arbeitete als Hochschuldozent. Das Illustrieren gab er aber dennoch nicht auf und verkaufte erste Bilder an Schulbuchverlage. Als er 1983 den ersten Preis in einem Kinderbuch-Wettbewerb gewann, war das der Durchbruch. Bereits 1984 erschien sein Bilderbuch „Eine Geburtstagstorte für die Katze“ auf Deutsch im Oetinger Verlag.

Inzwischen lieben kleine und große Fans auf der ganzen Welt diese Abenteuer – in Büchern ebenso wie auf der Bühne, der Kinoleinwand oder im Fernsehen. Die Bücher wurden in mehr als 40 Sprachen übersetzt, ins Arabische etwa, Chinesische, Thailändische, Hebräische oder Russische. Allein in Deutschland wurden rund acht Millionen Exemplare verkauft.

Angefangen habe alles mit einem alten Mann namens Pettersson, erinnert sich Nordqvist. Damit der nicht mehr alleine ist, bringt ihm die Nachbarin einen Karton mit der Aufschrift Findus-Erbsen, in dem ein kleiner Kater liegt. „Wahrscheinlich kam mir die Idee, weil ich Katzen mag und ich gerne alleine bin. Und eine Katze wäre deshalb genug Gesellschaft“, erzählt Nordqvist. Inspirieren ließ sich der damals 39-jährige Autor durch die Erlebnisse mit seinen beiden Söhnen. Auch wenn der neugierige Findus Petterssons Nerven  manchmal strapaziert, verliert Pettersson nie die Geduld. Das hält Nordquivst auch für Eltern in der heutigen Zeit für wichtig. Sie sollten für die Kinder da sein, diese ermutigen und ihnen dabei helfen, die Welt zu entdecken: „Gib ihnen Zeit zum Spielen und denk daran, dass sie Kinder sind und dass es viele Dinge gibt, die sie noch nicht tun können.“

Dass sein Buch über Kulturen und Länder hinweg so beliebt sind, erklärt er damit, „dass die Menschen überall auf der Welt ähnlich sind, zumindest was die grundlegenden Gefühle angeht“. Wichtig für Kinder – und Erwachsene – sei die Fantasie, auch um andere zu verstehen.

Der Autor wurde mehrfach ausgezeichnet, etwa mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis (1992) und 2003 mit dem schwedischen Astrid-Lindgren-Preis für sein Gesamtwerk. Zu seinen Arbeiten gehören auch die Zeichnungen zu der Bilderbuchreihe rund um „Mama Muh“, der wissbegierigen Kuh aus den Geschichten von Jujja und Tomas Wieslander. Zudem hat er etliche Sachbücher illustriert. Für sein 2007 erschienenes Bilderbuch „Wo ist meine Schwester?“ mit traumartigen Landschaften erhielt Nordqvist den renommierten schwedischen August-Preis, der erstmalig für ein Bilderbuch vergeben wurde. „Eine Verbeugung vor der Literatur, der Kunst und den unendlichen Landschaften der Fantasie“, schrieb dazu die schwedische Zeitung „Dagens Nyheter“.

Normalerweise schreibt Nordqvist zuerst die Geschichte und illustriert sie dann. Bei „Wo ist meine Schwester?“ entstanden aber zuerst die opulenten Bilder. Die Konzentration und Abschirmung von der Außenwelt machten das Zeichnen und Malen für ihn so zufriedenstellend, erklärt der Autor im Nachwort: „Ich wollte große detaillierte Bilder anlegen, in die ich hineingehen und in denen ich lange verweilen konnte.“

Zum Geburtstag erscheint im Oetinger-Verlag der Sammelband „Pettersson und Findus. Unsere schönsten Abenteuer“. Im Kika läuft am Freitag ab 19.30 Uhr der Film „Petterson und Findus“ mit Ulrich Noethen.

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