Stimme einer Generation tot: Autor Jewgeni Jewtuschenko

Tulsa/Moskau · Der russische Dichter Jewgeni Jewtuschenko ist 83-jährig am Samstag in einem Hospital in Tulsa (US-Bundesstaat Oklahoma) gestorben. Er machte sich als Dichter der Entstalinisierung und des sogenannten Tauwetters in den 60ern einen Namen. In seinem berühmten Gedicht "Babi Jar" erinnerte Jewtuschenko an den deutschen Massenmord an Kiewer Juden 1941 und verband dies mit Warnungen vor Antisemitismus in der Sowjetunion.

In Deutschland wurde er auch mit seinen autobiografischen Romanen "Stirb nicht vor deiner Zeit" (1994) und "Der Wolfspass" (2000) bekannt. "Er war mehr als ein Dichter, weil er ein Bürger mit einer ganz klaren Haltung war", sagte Natalja Solschenizyna, Witwe von Literaturnobelpreisträger Alexander Solschenizyn (1918-2008). Mit seinen Lesungen füllte Jewtuschenko in Russland Hallen und Stadien. So kritisch er das sowjetische System sah, brach er doch nie ganz damit. Im nach-sowjetischen Russland beklagte er die "McDonaldisierung der Kultur". Ab 1992 lehrte er in Tulsa russische Literatur. Jewtuschenko war viermal verheiratet und hat fünf Söhne.

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