Heute Beratungen in Berlin Stiftung Preußischer Kulturbesitz auf Prüfstand
Berlin · Sie ist ein Supertanker unter den deutschen Kultureinrichtungen. Heute soll über ihre Zukunft entschieden werden – und ihre Zerschlagung.
Die Zukunft der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) steht wieder einmal auf der Tagesordnung. Der Wissenschaftsrat stellt heute in Berlin seine „Strukturempfehlungen“ vor, auf die sich das Beratungsgremium für Bund und Länder Ende vergangener Woche verständigt hat. Im Ergebnis ist eine Zerschlagung der Stiftung geplant. Über die müssten dann Bundesrat und Bundestag entscheiden.
Wenn die stellvertretende Vorsitzende des Wissenschaftsrates und Leiterin der Arbeitsgruppe, die Dresdner Literaturwissenschaftlerin Marina Münkler, heute ihre Empfehlungen vorstellt, werden ihr auch der Präsident von Deutschlands größter Kulturstiftung, Hermann Parzinger, und Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) zuhören. So ist es zumindest angekündigt.
Grütters hatte den Wissenschaftsrat mit der Evaluation der SPK beauftragt. Und sie hatte wohl auch schon dafür gesorgt, dass im aktuellen Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD hineingeschrieben wurde, dass die Stiftung „strukturell an die Anforderungen eines modernen Kulturbetriebs mit internationaler Ausstrahlung“ angepasst werden soll.
Die SPK ist der Super-Tanker unter den Kultureinrichtungen Deutschlands. Rund 2000 Menschen arbeiten für die von Bund und Ländern getragene Stiftung. Der Etat liegt in diesem Jahr bei knapp 336 Millionen Euro. Davon übernimmt einen Großteil der Bund. Unter dem Dach der Stiftung sind nicht nur die Staatlichen Museen zu Berlin mit ihren 15 Sammlungen versammelt. Dazu gehören auch die Staatsbibliothek mit ihren beiden Standorten in der Hauptstadt, das Geheime Staatsarchiv sowie weitere Institute.
Kritik gab es in der Vergangenheit wiederholt unter anderem an der überkommenen Präsentation der Sammlungen, mangelnder Bildungs- und Vermittlungsarbeit, zu wenigen „Ausstellungen von Weltrang“ und Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung. Zugleich hat die Stiftung permanent enorme Bauvorhaben zu bewältigen, die meist mit Kostenexplosionen verbunden sind. So etwa beim Pergamon-Museum und der James-Simon-Galerie auf der Museumsinsel oder beim Museum des 20. Jahrhunderts am Kulturforum.
Nicht leicht wird wohl in Zukunft auch die Abstimmung zwischen Staatlichen Museen und Berliner Humboldt Forum, dem Prestigeobjekt von Grütters. Dort, im neu aufgebauten Berliner Stadtschloss, sollen einmal die Sammlungen des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst gezeigt werden. Die Entscheidungswege im ebenfalls als Stiftung organisierten Humboldt Forum gelten als verworren.
Soviel ist schon klar: Im Ergebnis spricht sich der Wissenschaftsrat dafür aus, die „Dachstruktur“ der SPK aufzulösen und den Verbund der Staatlichen Museen zu Berlin, die Staatsbibliothek, das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz und das Ibero-Amerikanische Institut jeweils „organisatorisch zu verselbstständigen“. Für das Staatliche Institut für Musikforschung mit seinem Musikinstrumenten-Museum empfiehlt er eine Eingliederung in die Staatlichen Museen.
„Die Sammlungen der SPK sind von immenser internationaler Bedeutung. Entsprechend hoch sind die Erwartungen von Öffentlichkeit, Politik und Wissenschaft an Ausstellungen, Vermittlungsformate und Forschung in den Einrichtungen der Stiftung“, betonte Dorothea Wagner, Vorsitzende des Wissenschaftsrats, am Freitagabend. Mit seinen Empfehlungen ziele der Wissenschaftsrat darauf, „die Handlungsspielräume der Einrichtungen zu erweitern und eine klarere Profilbildung zu ermöglichen“. Auf diese Weise sollten die Einrichtungen in die Lage versetzt werden, maßgebliche Impulse in internationalen Diskussionen zur Rolle von Museen, Bibliotheken und Archiven in Wissenschaft und Gesellschaft zu setzen, so Wagner.