Staatstheater-Konzert: So „himmlisch“ kann Länge sein

Saarbrücken · Nein, das war nicht übertrieben: Groß war das "Große Wunschkonzert" am Sonntagabend im Saarbrücker Theater tatsächlich. Sonst wird ja gerne räsoniert, das Publikum habe keine Ausdauer mehr. Macht es aber selbst Programm, darf's wohl etwas mehr sein. Packt man aber hinter Dvoráks h-Moll Cello-Konzert noch Schuberts 8. Sinfonie, deren "himmlische Länge" schon Komponistenkollege Schumann pries, dauert der Konzertabend eben. Zum Glück war er jedoch alles andere als langatmig. Wobei Dirigent Christopher Ward, das Kommende im Blick, mit Mozarts "Figaro"-Ouvertüre derart losstürmte, dass Sprint statt Spritzigkeit überwog, die Mozart eigentlich fordert: Das überzeugte noch nicht.

Dann aber Dvoráks Cellokonzert mit Benjamin Jupé. Seit 2010 ist er Solocellist des Staatsorchesters. Was für ein Glück für ein Orchester, solche Musiker in seinen Reihen zu haben. Es gehört auch zu den Vorzügen des "Wunschkonzerts", eben diese Qualitäten mal auszuspielen. Dennoch, aus dem Tutti nach vorn aufs Solistenpodest: Das heißt auch, plötzlich den Löwen zu spielen. Vielleicht geriet deswegen das Eingangs-Allegro noch zaghaft. Obgleich Ward nicht nur auf Transparenz, sondern auch auf die Balance zwischen Solist und Orchester penibel achtete. Aber im Adagio brachte Jupé dann sein Instrument wahrhaft zum Singen mit kostbar blühendem Ton. Was er hernach noch mit einer Bach-Zugabe krönte.

In Schuberts "Großer Sinfonie" den Bogen über eine Stunde zu schlagen, verlangt Könnerschaft. Christopher Ward glückte dies, weil er die Sinfonie nicht in Melancholie versinken ließ, sondern die dynamischen Kontraste aufspürte, beherzt nach ihnen griff, und selbst die Ländler-Intermezzi waren nicht bloß heiter, da kündigte sich schon Dramatisches an. Himmlisch!

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