Nachruf „Soweit ich weiß, macht Musik glücklich“

New Orleans · Mit 89 Jahren ist Fats Domino, Pionier des Rock’n’Rolls und Komponist unvergesslicher Hits, gestorben.

 Unser Foto zeigt Fats Domino während eines Auftritts 1993.

Unser Foto zeigt Fats Domino während eines Auftritts 1993.

Foto: dpa/Matthias Ernert

(dpa) Ein völlig zerstörtes Klavier mitten in New Orleans erinnert an den wohl schlimmsten Tag im Leben von Fats Domino. Das ruinierte Musikinstrument ist Teil einer Dauerausstellung über den Hurrikan „Katrina“ im Louisiana State Museum. Das ockergelbe Haus des Rock’n’Roll-Pioniers im Stadtteil Lower Ninth Ward war während der Naturkatastrophe 2005 völlig überflutet worden, viele seiner Schätze und Habseligkeiten gingen verloren, Domino galt lange als vermisst, konnte aber gerettet werden. Nach „Katrina“ startete er dann ein Comeback, vor allem mit Benefizkonzerten und -alben für sein geliebtes New Orleans.

Gestern ist der legendäre Rock’n’Roll- und Bluessänger im Alter von 89 Jahren gestorben. Die Familie habe ihn tot aufgefunden, hieß es. Dominos Songs wie „Blueberry Hill“, „Ain’t That a Shame“, „Jambalaya“, „I’m Walking“ und „My Blue Heaven“ sind längst Welthits und Klassiker. „Er hat den Weg für so viele geebnet“, schrieb der Rapper LL Cool J bei Twitter.

Fats – eigentlich Antoine – Domino wurde als eines von neun Kindern in eine kreolische, höchst musikalische Familie geboren. Sein Vater spielt Violine, von seinem Schwager lernt Domino Klavier. Mit 14 verlässt er die Schule und arbeitet in einer Fabrik, um nachts in Clubs auftreten zu können. Seine Musik ist einfach, entspannt und humorvoll, eine Mischung aus Deltablues, Country, Cajun und Jazz. Mit 20 gelingt der Durchbruch: Dominos Plattendebüt „The Fat Man“ (einer der ersten Rock’n’Roll-Songs überhaupt) wird fast über Nacht zum Millionenerfolg. Danach schließt sich Domino mit dem Trompeter Dave Bartholomew zusammen. Sie schreiben bald einen Hit nach dem anderen. In guten Zeiten verkauft Fats mehr Platten als Elvis – insgesamt 65 Millionen.

Aber mit dem Aufstieg der Beatles und Rolling Stones beginnt sein Stern zu sinken. Nur noch selten feiert Domino Charts-Erfolge, dafür tourt er durch die Welt. 1986 wird er in die Rock’n’Roll Hall of Fame aufgenommen, wenig später auch in die Ruhmeshalle des Blues – eine seltene Doppel-Ehrung. Mit seiner langjährigen Ehefrau Rosemary, die 2008 starb, zieht Domino währenddessen acht Kinder groß. Sein Erfolgsrezept sah der Musiker immer ganz simpel, wie er einmal in einem Interview sagte: „So weit ich weiß, macht Musik die Menschen glücklich. Mich macht sie jedenfalls glücklich.“

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