Sonnendurchglühte Bukolik des Orchestre national de Lorraine
Saarbrücken · Die Congresshalle war proppevoll, das Publikum beifallsfreudig: Mit einem wahren Fest der Klangfarben feierte das von seinem musikalischen Direktor Jacques Mercier geleitete Orchestre national de Lorraine gestern in der Congresshalle seinen 40. Geburtstag. Auf dem Programm der 8. Matinee der Deutschen Radiophilharmonie standen Werke des französischen Impressionismus, wo Musik, Malerei und Dichtung verschmelzen.
Es begann mit den "Nocturnes" von Ravel, inspiriert durch die Nachtbilder von Whistler. Die pointillistisch in zahllose Farbtupfer aufgelöste Partitur leuchtete in ihrer ganzen Farbenpracht. Noch subtilere Strukturen dann bei Ravels "Shéhérazade" auf "Trois poèmes" von Tristan Klingsor (gibt es einen musikalischeren Namen?), für deren orientalisierende Texte die Mezzosopranistin Isabelle Druet grandios zwischen Hochdramatik und verspielter Chinoiserie, Magie und Märchenton changierte. Zum Schluss folgten die beiden Orchestersuiten aus Ravels Ballett "Daphnis und Chloé" mit dem ausgezeichneten Chor der Großregion.
Wie die sonnendurchglühte Bukolik dieser Werke in Klang und Gestik umgesetzt wurden, ehe sie in Ekstase mündete, machte erneut deutlich, was das Orchester und der Dirigent mit seinem ebenso präzisen wie sensiblen Dirigat zu bieten haben: vielfältige Nuancen des Klangs, der Artikulation und der Dynamik, Gespür für die Atmosphäre eines Werkes, technische Perfektion, Zusammenspiel der Gruppen und instrumentale Spitzenleistungen an allen Pulten. Für den enthusiastischen Applaus gab es die Schlussapotheose nochmals als Zugabe.