Sommermusik mit Oktavendonner und widerspenstigem Flügel

Saarbrücken · Die "Saarbrücker Sommermusik" in der Musikschule. Im zu kleinen Tzvi-Avni-Saal, bei drückender Hitze und wenig Sauerstoff. Die Zuhörer saßen am Donnerstag hautnah um den Flügel, Hausmusik-Atmosphäre. Pianist Moritz Ernst hatte sich ein abwechslungsreiches Programm ausgedacht. Schubert zuerst, das Impromptus op.posth.142. Ernst gab sich alle Mühe, das Allegretto stramm über die Runden zu bekommen. Dann aus Moritz Eggerts "Hämmerklavier" zwei neugetönte Piècen, die "leise zu halten" wären, aber oft ins Fortissimo gerieten. Spätest romantiker Walter Braunfels' temperamentvolle und Forte-gespickte Bagatellen op.5 sind hochinteressante, witzig gepfefferte Miniaturen, die Ernst ansprechend über die Runden brachte.

Dagegen sind Mendelssohns "Lieder ohne Worte", kleine, oft innige Preziosen, wohl nicht seine Stärke. Sensibel, locker und leicht geht anders. Die Umstände und der oft widerspenstige Flügel mögen dazu beigetragen haben. Wer sich Beethovens spätem Opus 110, der Sonate As-Dur nähert, muss nicht nur technisch fit, sondern auch geistig überlegen sein. Eine gewisse Oberflächlichkeit, im Allegro auch Fehlgriffe machten sich breit. Es war mühsam, dem bemühten Künstler zu folgen. Oktavendonner, Fugengepolter und Überreizung der technischen Möglichkeiten des Musikschul-Flügels waren kein guter Ansatz. Auch wenn Beethoven beim Komponieren schon taub war, den Zuhörern musste Ernst dies nicht antun. Die leicht betäubten Ohren fanden Entspannung beim Rausschmeißer: einem recht hurtigen Rondo von Haydn, das man dankbar hinaus in die frische Abendluft nahm.

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