So klingt das Glück im Land der Zitronen

Saarbrücken · Für sein jüngstes Hörspiel ist das Liquid Penguin Ensemble von der Saar nach Italien gereist. „Felicità – Akustische Vermessungen im Land des Glücks“ hat am Mittwoch seine Uraufführung erlebt.

Können Geräusche Glücksgefühle auslösen? Diese Frage haben Katharina Bihler und Stefan Scheib alias Liquid Penguin Ensemble in ihrem neuen Hörspiel untersucht. Für "Felicità - Akustische Vermessungen im Land des Glücks", das am Mittwoch im gut gefüllten Saarländischen Künstlerhaus uraufgeführt wurde, sind sie in jenes zitronenreiche Land gereist, das zumindest bei Deutschen traditionell Hochstimmung bewirkt.

Nicht zum ersten Mal erkundet das Künstlerpaar mit Tonabnehmern und Puschelmikrofon die Natur- und Alltagsgeräusche einer Landschaft und lässt deren Menschen sich äußern. Nicht zum ersten Mal auch verknüpfen sie ihr Unternehmen mit einem - bewusst abstrusen - wissenschaftlichen Ansatz (diesmal die akustische Kartografierung im EU-Auftrag) und bringen vergessene Persönlichkeiten der Wissenschaftsgeschichte (diesmal den Mathematiker und Physiker Francesco Maria Grimaldi) mit ins Spiel. Doch diesmal will sich leider kein Staunen, kein Entzücken einstellen über ihr kunstvolles Gespinst. Zu sehr (wieder-)erkennt man die Methode und das Bemühen, die Fäden irgendwie miteinander zu verbinden. Ob Triest, Rom, Neapel oder Palermo - zu 08/15 bleiben die meisten Geräusche, vom Meeresrauschen über singende Markthändler bis zum pfeifenden Wind. Lag es an den Italienern, die sie befragten? Was sagen sie über das Glück? Auch das wirkt größtenteils banal: Es gehöre nur dem Augenblick, es erstrecke sich nicht über die Zeit, erklärt ein Uhrensammler. Und weil es, kaum da, schon wieder zu verschwinden drohe, bevorzugt der Sammler - auch das ein altbekannter Topos - die Melancholie.

Vergeblich bemüht sich das Hörstück, etwas Mystery zu erzeugen, lässt EU-Forscher in Zeitspalten verschwinden. Man hat es leider schon kommen sehen. Nur manchmal erreichen Bihler/Scheib in "Felicità" poetische Höhen: Wenn die beiden Forscher-Erzähler den Stromboli erklimmen und nicht Lava, aber doch irgendetwas Unfassbares ihnen in den Rücken schießt und der Ton ins Stottern gerät.

Wie fühlt sich Glück an? Dazu hätte man sich mehr Tiefenbohrungen gewünscht. "Felicità", vom Saarländischen Rundfunk und Deutschlandradio Kultur produziert, ist ein Auftragswerk des Goethe-Instituts Italien. Sie hätten einen großen Pool von Klängen gesammelt, in dem sie geschwommen seien, erzählt Katharina Bihler. Vielleicht war genau das ja die Crux.

Ursendungen des Hörspiels am 23. Oktober auf SR2 Kulturradio, am 7. Dezember auf DLRKultur.

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