Musik Schlängeln, hochschrauben – abheben

Saarbrücken · Das britische Jazztrio Mammal Hands kommt nach Saarbrücken zum „Colors of Pop“-Festival.

 Die Band von links: Jordan Smart (Saxophon), Nick Smart (Piano) und Schlagzeuger Jesse Barrett.

Die Band von links: Jordan Smart (Saxophon), Nick Smart (Piano) und Schlagzeuger Jesse Barrett.

Foto: mammal hands

Ohne sich nun zu sehr aus dem sprichwörtlichen Fenster zu lehnen – aber der Auftritt des britischen Trios Mammal Hands könnte eines der aufregendsten Konzerte beim „Colors of Pop“-Festival in Saarbrücken werden. Aus dem ostenglischen Norwich kommt das Trio, hat bisher zwei Alben veröffentlicht („Animalia“ und „Floa“), das dritte, „Shadow Work“, erscheint zwar erst Ende Oktober; man kann aber davon ausgehen, dass die Band ein paar Exemplare in die Alte Feuerwache mitbringen wird.

Die Brüder Nick und Jordan Smart (Piano und Saxophon) und Schlagzeuger Jesse Barrett spielen einen modernen Jazz ohne Free-Jazz-Extreme, der seine Einflüsse auch in der Minimal Music findet, im Rock, in der Folklore der Welt und auch in der Meditationsmusik, ohne zum Gemischtwarenladen zu werden. Das neue Album spannt einen weiten Bogen zwischen ausufernden Klang-Eruptionen und zart hingetupften Miniaturen, manche Stücke sind über sieben Minuten lang, andere klingen nach 90 Sekunden aus.

Der Albumauftakt „Black Sails“ packt unmittelbar, die Melodieläufe von Piano und Saxophon umschlängeln sich, finden zusammen und schrauben sich ekstatisch in die Höhe, während das Schlagzeug filigrane, aber dennoch kraftvolle Rhythmen unterlegt. Ein sehr zupackender, dynamischer Beginn, nach dem das Trio das Tempo erst einmal herausnimmt – das folgende „Wringer“ wirkt melancholisch und bedächtig, das Saxophon wiederholt eine Melodielinie, variiert sie immer wieder leicht, das Klavier begleitet im Hintergrund – eine lässige Schönheit besitzt das Ganze.

In seltenen Momenten tendiert das Album zum selbstzufriedenen Wohlklang (im kurzen Piano-Solo­stück „Straight Up raining“), aber insgesamt hält das Album die Spannung; ein Höhepunkt ist „Transfixed“, das zumindest anfangs wie eine Hommage an die Minimal-Musiker Philip Glass und Steve Reich wirkt. Die stetige Wiederholung verknappter Melodien hätte in Repetitions-Ödnis enden können, wird aber nahezu hypnotisch. Dass dieses Album, auf dem so viel passiert, dann überraschend mit einer maximal reduzierten Piano-Melodie in aller Stille endet, wirkt fast wie ein humoriger Abschiedsgruß der Briten.

Konzert: 12. Oktober (20 Uhr), Alte Feuerwache. Vorgruppe: Trallskogen.
Infos/Tickets: www.cop2017.de

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