Freejazz in Saarbrücken Saxophon – das Maschinengewehr des Jazz?

Saarbrücken · Von Stefan Uhrmacher

 „Eine brutale Gesellschaft provoziert eine brutale Musik.“ Ein berühmtes Zitat des Musikers Peter Brötzmann, der einst wegen seiner aggressiven Stakkato-Kaskaden auf dem Saxofon „Machine Gun“ genannt wurde.  „Machine Gun“ taufte Brötzmann anno 1968 auch ein mit seinem Oktett eingespieltes Album – es gilt als Meilenstein des europäischen Freejazz.

„Celebrating the 50th birthday of Machine Gun“ schreibt nun das „4. Freejazzfestival Saarbrücken“ auf seine Fahnen, das von Mittwoch, 21., bis Sonntag, 25. März, freie Improvisation internationaler Güte an verschiedenen Spielorten präsentieren will. Dem Motto entsprechend postieren die Festivalmacher Stefan Winkler, Hans Husel, Thomas Geisler und Christof Thewes als finalen Höhepunkt ihres Free-Treffens einen Auftritt von Peter Brötzmann im Duo mit dem niederländischen Schlagzeuger Han Bennink, der auf „Machine Gun“ die Trommelstöcke schwang. Die beiden Hochkaräter lassen samstags (2. Festivaltag) im Gemeindezentrum Alte Kirche St. Johann ein spannungsgeladenes Hör­erlebnis erwarten.

Ein Gigant improvisierter Musik ist ebenso der Londoner Kontrabassist Barry Guy, der sich zweimal in Saarbrücken hören lassen wird: Am Freitag (1. Festivaltag, Gemeindezentrum) verstärkt Guy als „Special Guest“ das Trio der hochgelobten New Yorker Experimentalrock-Gitarristin Ava Mendoza mit John Dikeman (Saxofon) und Onno Govaert (Schlagzeug). Samstags teilt Barry Guy im Trio mit der dänischen Saxofonistin Mette Rasmussen, die für ihr kompromissloses Spiel gepriesen wird, und mit seinem langjährigen Partner, dem illusteren Schlagzeuger Paul Lytton (Globe Unity Orchestra), das Podium. Ein ähnlich packendes Miteinander lassen freitags die Improvisationen des kosmopolitischen britischen Saxofonisten Tobias Delius im Verein mit Christian Lillinger (SWR Jazzpreis 2017) erwarten, der als bemerkenswerter europäischer Schlagzeuger gehandelt wird.

Nicht fehlen dürfen hiesige Größen: Von Berlin aus konzertiert heute der gebürtige Saarlouiser Olaf Rupp, ein außergewöhnlicher Gitarrist – mit dem Cellisten Tristan Honsinger, dem Bassisten Antonio Borghini und dem Schlagzeuger Rudi Fischerlehner will Rupp hier samstags sämtlichen Hörgewohnheiten trotzen. Christof Thewes (Posaune), im Organisationsteam aktiver bekannter Saar-Newjazzer, groovt mit seinem Quartett „Yahoos“ (Gast Martin „Schmiddi“ Schmidt, E-Bass) den Freitagabend ein. Ferner ist Thewes mit verschiedenen Formationen beim „Auftakt“ (Mittwoch, Stiftung Demokratie) und beim „Prolog“ (Donnerstag, Kino Achteinhalb) am Start.

An jenen Eröffnungsabenden gibt es ferner Filmvorführungen und einen Vortrag, für Hartgesottene zum Sonntags-Ausklang schließlich auch noch einen morgendlichen FreeJazzSchoppen in der Café Bar Zing – und das gesamte Festival wird begleitet von Live-Actionpainting des Wuppertaler Malers Jorgo Schäfer.

Termine und Karten unter www.freejazzsaar.de und  stwi@freejazzsaar.de

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