Bilanz Landeskunstausstellung Saarart 11 meldet statistisch Planerfüllung

Saarbrücken · Die an diesem Samstag zu Ende gehende Landeskunstausstellung dürfte am Ende knapp 30 000 Besucher erzielen – an der schwierigen Situation der auch diesmal nicht vergüteten Künstler aber hat sich naturgemäß nichts geändert.

 Videostill der noch bis 5. November im Völklinger Weltkulturerbe zu sehenden Arbeit „Milky way“ von Leslie Huppert: vermutlich das meist gesehene Werk der „SaarArt 11“.

Videostill der noch bis 5. November im Völklinger Weltkulturerbe zu sehenden Arbeit „Milky way“ von Leslie Huppert: vermutlich das meist gesehene Werk der „SaarArt 11“.

Foto: SaarArt/Leslie Huppert

„Acht Stunden sind kein Tag“, wusste schon Rainer Werner Fassbinder. Und neun Wochen eben auch kein Jahr – weshalb die diesjährige Landeskunstausstellung (mit dem furchtbaren Namen „SaarArt“) nun auch schon wieder endet. Sprich Spätentschlossene sich jetzt oder nie einen Ruck geben müssen: Heute (Samstag) ist die letzte Gelegenheit dazu. Ein Anruf bei Kuratorin Cornelieke Lagerwaard, die in St. Wendel (wo die „SaarArt“ bereits Vergangenheit ist) schon mit dem Aufbau der nächsten Ausstellung beschäftigt ist, erbringt schon mal die ersten Hochrechnungen. Genaues wisse man zwar erst kommende Woche, sagt Lagerwaard. Aber mit „knapp 30 000 Besuchern“ sei zu rechnen. Wobei die Völklinger Station, wo die Saarbrücker Künstlerin Leslie Huppert eine Rauminstallation zeigt, nicht eingerechnet ist. Man weiß zwar um die speziellen Völklinger Rechenarten. Sprich: Nicht immer ist dort detailliert zu trennen, wer nur das Hüttengelände und wer Sonderschauen besucht. Doch sollen Lagerwaard zufolge dort angeblich fast 20 000 bei Huppert vorbeigeschaut haben. Wie auch immer: Die prognostizierten „SaarArt“-Gesamtzahlen können sich sehen lassen.

Die persönliche Bilanz der Kuratorin fällt unterm Strich positiv aus: Die dezentrale Aufteilung auf 13 Standorte habe nicht abgeschreckt; die jeweiligen Vernissagen seien proppenvoll gewesen; das Rahmenprogramm (vor allem die Künstler-Workshops) sei sehr gut angenommen worden; die alte Bahn-Ausbesserungshalle in Burbach habe den Wegfall des nicht bespielbar gewesenen Saarlandmuseums zwar nicht aufwiegen können, sei aber „für sich genommen durchaus ein Fixpunkt“ gewesen, so Lagerwaard. Auch die Kataloge hätten sich passabel verkauft (etwa die Hälfte der 1200 Exemplare, von denen jeder der beteiligten 91 Künstler vier Freiexemplare erhielt, sei „regulär verkauft worden“). Gleichwohl macht St. Wendels Museumsleiterin kein Hehl daraus, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Lassen wir jene Kritikpunkte mal beiseite, die bei jeder Landeskunstausstellung verlässlich hervorgekramt werden (Unmut über die Auswahl der Berufenen, über die vielen Stationen, über den Katalog, mit dem man als Künstler nicht für sich werben könne et cetera). Ein fundamentalerer Einwand sei nicht von der Hand zu weisen, räumt Lagerwaard ein: Dass auch diesmal, wie nicht nur hierzulande, keine Künstlerhonorare gezahlt wurden.

Lagerwaard selbst gelobt zumindest für ihren Verantwortungsbereich in St. Wendel Besserung: Künftig werde man dort ausstellende Künstler vergüten, kündigt sie an. Selbst wenn dies Schule machen würde, stelle sich aber die Frage, wie man hier als Kunstschaffender überleben könne. Weshalb Lagerwaard mahnt, die hiesigen Rahmenbedingungen zu verbessern. Aber wie? „Sicher jedenfalls nicht mit einer gießkannenhaften Förderung“, sagt sie.

Spricht man mit Dirk Rausch, Vorsitzender des Saarländischen Künstlerbundes, wird ein weiteres Problem deutlich. Die „SaarArt“ sei in gewisser Weise auch eine „Prestigeveranstaltung des Kulturministeriums“, die den Künstlern zwar etwas Lorbeer, aber eben nichts Handfestes bringe, meint Rausch. Auch er kommt darauf zu sprechen, dass die Infrastruktur ungeachtet der Verdienste der Saarbrücker Kunsthochschule zu bescheiden sei: kaum Sammler, kaum Außenwirkung über die Landesgrenzen hinweg. „Man ist hier doch sehr im Abseits.“ Ein Beispiel von vielen: In Kaiserslautern, wo Rausch 2016 in der Galerie Wack ausstellte, habe er zehn Werke verkauft. „Das ist mir hier noch nie passiert.“ Würde denn etwa eine Produzentengalerie helfen?  Vielleicht schon, meint er. Gibt  aber zu, dass Künstler am Ende meist allzu sehr auf eigene Rechnung arbeiteten. Vielleicht, könnte man anfügen, würde dem Künstlerbund (bei rund 50, überwiegend älteren Mitgliedern) ja auch eine Verjüngung neue Impulse geben. Das aber würde verlangen, die dort waltende elitäre Haltung aufzugeben.

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