Saarbrücker „Wooden Cloud“ Kunstprojekt in Prag Architektur der Wünsche entsteht in Prag und Tirana
Saarbrücken/Prag · Mit seinen „Wooden Cloud“-Installationen tourt der Saarbrücker Künstler Martin Steinert seit 2015 durch Europa. Derzeit baut er eine Holz-Skulptur in Prag.
Martin Steinert steht auf einer viel befahrenen Hauptstaße im Zentrum von Prag, als wir den Saarbrücker Künstler telefonisch erreichen. Gerade ist ein tschechisches Fernsehteam vor Ort, um die Arbeiten an seiner neuen „Wooden Cloud“-Holzskulptur zu filmen. „Ich rufe zurück!“, sagt er. Eine halbe Stunde später klingelt das Telefon.
Steinert ist begeistert. „Ich kann die Skulptur mitten im Zentrum von Prag bauen, direkt an der Uferpromenade der Moldau und einer breiten Hauptstraße“, berichtet er. Ein solch pulsierender Standort verspricht viel Aufmerksamkeit und Publikumsverkehr für seine „Wooden Cloud“. Es ist die sechste Skulptur dieser Art, die seit 2014 in verschiedenen Städten entstanden ist, darunter außer in Saarbrücken in Berlin, St. Petersburg, Paris und zuletzt im vergangenen Jahr in Ramallah im Westjordanland.
Wie in Ramallah entsteht die Prager „Architektur der Wünsche“ auf Einladung des dortigen Goethe-Instituts sowie der Stadt Prag. Mitgereist sind der Fotograf André Mailänder, der Steinerts Projekt schon seit dem Start künstlerisch begleitet und dokumentiert, sowie der Grafiker Michael Siffrin.
Die Installation aus rund 2000 Holzlatten wird Teil des internationalen Skulpturenfestivals „sculpture line Prague“ sein. Ursprünglich sollte sie in Form einer Art Boot auf einer Insel in der Moldau mit Blick auf die berühmte Karlsbrücke gebaut werden. „Doch dieser Standort mitten in der Altstadt ist noch viel besser“, schwärmt Steinert, der über seine Kunst mit der Bevölkerung in einen Dialog treten will und jede Skulptur individuell an die Örtlichkeit anpasst. Die Passanten können – wie es Konzept ist – ihre Wünsche auf die Holzlatten schreiben. Nach einiger Zeit wird die Installation abgebaut, es bleiben die dokumentarischen Fotos von Mailänder.
Trotz Corona hat der Künstler viel zu tun: Direkt im Anschluss an das Prager Projekt geht es weiter in die albanische Hauptstadt Tirana, wo zur Eröffnung der deutsch-albanischen Kulturwoche am 3. Oktober die siebte „Wooden Cloud“ entstehen soll, beauftragt von der Deutschen Botschaft – und trotz Reisewarnung. „Ich wollte erst nicht fahren, aber die Organisatoren haben mir versichert, dass alles bestens vorbereitet sein wird“, sagt Martin Steinert, der sein Atelier im Saarbrücker KuBa Kulturbahnhof hat. Bauen darf er auf einem prominenten Platz im Herzen von Tirana. Und dafür nimmt er dann auch die vorgeschriebene zweiwöchige Quarantäne nach der Rückkehr in Kauf. Vielleicht Zeit, sich von den anstrengenden Aufbauarbeiten zu erholen...
Der Bildband zur „Wooden Cloud“ in Ramallah mit Fotografien von André Mailänder kann im KuBa Kulturzentrum am Euro-Bahnhof erworben werden.
