Musik Rio liegt an der Saar: Festival „Momentos do Brasil“

Saarbrücken · Von Sebastian Dingler

Aus Brasilien kennt man die Musikstile Samba und Bossa Nova, die in den 1920ern und 1950ern entstanden. Noch älter ist der Choro (ausgesprochen: Schóru), der als erste Mixtur von europäischen Harmonien und afrikanischen Rhythmen gilt. Er erlebt derzeit ein kleines Revival.

Wohl auch deshalb, weil er ähnlich wie der Standard-Jazz Jam-Sessions, „Roda de Choro“, bietet. Das Saarbrücker Café de Paris platzte am Samstagabend aus allen Nähten bei der von Gitarrist Dietmar Kunz­ler organisierten Session; etwa 20 Musiker wirkten mit bei den fröhlichen Weisen, die man grob als eine Mischung aus Polka und Samba beschreiben kann. Neben den saarländischen Mitspielern um die Brasilianerin und Oboistin Adriana Müller Baldo waren auch Gäste aus Straßburg und sogar aus München angereist. Der Abend war Teil des Festivals „Momentos do Brasil“, das Kunz­ler an verschiedenen Orten im Saarland auf die Beine gestellt hat. Nicht ganz brasilianisch, aber doch artverwandt und fulminant hatte es mittwochs mit den kapverdischen Stars Bau und Kapa in der ausverkauften Kettenfabrik in St. Arnual begonnen, organisiert von der Saarbrücker Samba-Band Samba O’leck.

Donnerstags gastierten im Völklinger Rathaus Viviane de Farias und Gitarrist Tobias Langguth. Die Sängerin kann von sich behaupten, ein echtes „Girl from Ipanema“ zu sein, denn in diesem Stadtteil von Rio de Janeiro ist sie aufgewachsen. Sie überzeugte mit Scatgesang und einer starken Bühnenpräsenz. Das Duo spielte moderne Versionen der Bossa Nova-Klassiker. Am gleichen Ort spielte freitags die Toulouser Formation Receita de Choro, deren Musiker tags darauf im Café de Paris mitmachten.

Den Abschluss gab sonntags in Dillingen die Sängerin Juliana da Silva mit klassischem Bossa nova – wie alle Konzerte des Festivals auf internationalem Niveau und mit viel Publikumszuspruch. Die „Roda de Choro“ will Dietmar Kunzler in Saarbrücken etablieren; dabei kann er auf einen festen Stamm von neun Musikern zurückgreifen. „Wir sind spielfähig – und wenn es an einem öffentlichen Ort stattfindet, kommen da noch Leute dazu“, hofft er.

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