Regisseurin Anne Schroeder in Saarbrücken Nur wenn Feminismus „sexy“ klingt, wird er auch gefördert

Saarbrücken · Gewusst, wie. Als die Luxemburger Regisseurin Anne Schroeder ihr Projekt „Histoire(s) de femme(s)“ bei der Filmförderung des Großherzogtums einreichte, war die Reaktion bescheiden.

 Regisseurin Anne Schroeder im Kino Achteinhalb.

Regisseurin Anne Schroeder im Kino Achteinhalb.

Foto: Tobias Keßler

Eine Doku über die Emanzipation der Frauen? In Form von Gesprächen und Archivmaterial? „Das interessiert kein Schwein“, habe man ihr bedeutet, wenn auch nicht ganz so drastisch formuliert. „Ich habe mich erstmal Monate geärgert“, erzählt Schroeder, „dann schrieb ich den Antrag um“. Die Frauen würden sexy, der Film würde lustig, verhieß ihre Projektbeschreibung nun. Das Resultat: eine Gratulation und Förderung.

Den fertigen, sehr sehenswerten Film hat die Luxemburgerin am Donnerstagabend im Kino Achteinhalb vorgestellt, auf Einladung des Saarländischen Filmbüros in dessen „Filmwerkstatt“-Reihe. Schroeders Doku verbindet als große, berührende Collage viele Interviews mit Frauen, auch aus ihrer Familie (Schroeders Oma, Mutter, Tante und Cousine sind dabei), mit historischen Aufnahmen und mit Privatfilmen – 3000 solcher „Home Movies“ in allerlei Archiven hat sie gesichtet für ihren Film, der mit einer Warnung schließt: Die bisher erreichte Emanzipation der Frauen sei längst schon wieder in Gefahr.

Schroeder ist einer der Köpfe von Samsa Film, Luxemburgs größter Produktionsfirma (jüngst lief „Tel Aviv on Fire“ bei uns); seit 25 Jahren produziert sie Dokumentationen; „Histoire(s) de femme(s)“ ist ihre zweite Regiearbeit, „ein Film, der leicht daher kommt, aber eine sehr schwere Geburt war“. Fünf Jahre lang, wenn auch mit Unterbrechungen, hat sie an dem Film gearbeitet, sechs Monate die Fülle des Materials zu einem Film geformt; erst mit einer Cutterin, dann alleine, zuletzt, nach allerlei Grübeln und Verwerfen, „einfach ganz aus dem Bauch heraus“.

Zwei Monate lang sei der Film in Luxemburgs Kinos gelaufen, sagt Schroeder, ein großer Erfolg für eine Doku, die im Achteinhalb einen Nerv getroffen hat: Nach dem Film diskutiert das Publikum (deutlich mehr Frauen als Männer) lange über den Film und eigene Erfahrungen – etwa über die eigene Verwunderung, „dass wir mit der Emanzipation noch nicht weiter sind“, und über die Notwendigkeit von Quoten. „Wir kämpfen für Parität“, sagt eine Frau, „weil es nicht anders geht“.

Schroeder sucht für ihren Film derweil Interessenten in anderen Ländern, ist das Thema doch universell – wenn auch nicht leicht verkäuflich. Um niemanden abzuschrecken, erzählt sie lächelnd, lässt sie bei Werbetexten zum Film das Wort „Feminismus“ lieber weg.

„Histoire(s) de femme(s)“ ist auf DVD erschienen: www.cna.public.lu

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