Neu im Kino Rasante Odyssee eines Superhelden

Frankfurt · Nach 22 Jahren kommt morgen der sechste Teil der „Mission: Impossible“-Reihe in die Kinos – mit Hauptdarsteller Tom Cruise in Höchstform.

 Als Superagent Ethan Hunt rast Tom Cruise hier durch Paris.

Als Superagent Ethan Hunt rast Tom Cruise hier durch Paris.

Foto: AP/Chiabella James

Ein geheimnisvoller Bote bringt Ethan Hunt (Tom Cruise) ein kleines Päckchen mit einer alten Ausgabe von Homers „Odyssee“. In dem Buch, das natürlich Tarnung ist, verbergen sich alle wesentlichen Informationen für Hunts nächste „Mission: Impossible“. Wie immer muss der den geopolitischen Stürmen ausgesetzte Agent selbst entscheiden, ob er den Auftrag annimmt – in diesem Fall soll Hunt sich erneut an die Fersen einer weltweit operierenden Terroristen-Organisation namens „Die Apostel“ heften.

Anders als die Bond-Filme, die ihr Publikum traditionell mit einer großen Action-Sequenz ins Filmgeschehen hineinziehen, beginnt „Mission: Impossible – Fallout“ überraschend unspektakulär. Vor der großen globalen Bedrohung, die natürlich nicht lange auf sich warten lässt, steht erst einmal der Blick in Ethan Hunts Unterbewusstsein. Hunt verzehrt sich nicht nur nach der geliebten Spionin Ilsa Faust, die ihn verlassen hat. Er will endlich Zuhause ankommen. Die ewigen Irrfahrten rund um eine Welt, die vom Rand einer Katastrophe zur nächsten schlittert, sollen ein Ende haben. Doch Hunt kann nicht zurückkehren. Es geht immer nur weiter, eine Mission folgt der anderen.

Ethan Hunt als moderner Odysseus – diese Lesart liegt eigentlich auf der Hand. Schließlich ist der Agent wie der antike Held ein Listenreicher, einer, der die Menschen manipuliert und so immer ans Ziel kommt. Dennoch eröffnet Regisseur und Drehbuchautor Christopher McQuarrie mit seiner Anspielung auf Homers Epos einen etwas anderen Blick auf den nunmehr seit 22 Jahren von Tom Cruise gespielten Spion. Es ist eben nicht nur das Geschäft mit Lügen und Täuschungen, das Hunt mit dem mythischen Griechen verbindet. Beide sind zudem Gefangene eines rachsüchtigen Schicksals, das sie von ihrer Heimat fernhält. Hunt mag ein ums andere Mal die Welt retten, er selbst bleibt ein Verlorener. Insofern sind es gerade die Odysseus-Parallelen, die diesen Superagenten in ein menschlicheres Licht rücken.

Damit setzt McQuarrie sein mit „Rogue Nation“, dem vorherigen „Mission: Impossible“-Film, begonnenes Projekt fort. Aus dem zwischenzeitlich rein eskapistischen Action-Franchise ist in seinen Händen ein faszinierendes Szenario über eine Welt geworden, die nicht nur ihren moralischen Kompass verloren hat. Die akute Bedrohung geht zwar auch in „Rogue Nation“ und „Fallout“ von terroristischen Organisationen aus. Aber in McQuarries Kino wird nie nur an einer Front gekämpft. Die Linien, die Verbündete zu Gegenspielern und Gegenspieler wie die skrupellose Waffenhändlerin White Widow (Vanessa Kirby) zu temporären Partnern werden lassen, verlaufen keineswegs gerade. Sie sind geschwungen und überkreuzen sich ständig, so dass es nahezu unmöglich ist, die Übersicht zu behalten.

Trotz der zweieinhalb Stunden Laufzeit ist der Actionthriller rasant und kurzweilig. So viele Stunts habe es bisher in keinem anderen „Mission: Impossible“-Teil gegeben, betonen McQuarrie und Cruise. Hunt rast mit Auto und Motorrad durch Paris, springt aus dem Flugzeug in Gewitterwolken, muss auf einer französischen Herrentoilette im Nahkampf ordentlich einstecken, läuft über Londoner Hochhausdächer, klettert Felsklippen und Fahrstuhlschächte hoch. Der große Showdown gipfelt in einer spektakulären Helikopter-Verfolgungsjagd über der malerischen Gebirgslandschaft von Kaschmir.

Besonders beeindruckend: Cruise machte die meisten Stunts selbst (in London brach er sich einen Knöchel), fuhr Motorrad, sprang mit einem Fallschirm aus dem Flugzeug und flog sogar selbst den Hubschrauber. In drei Monaten mit intensivem Unterricht lernte er das Fliegen. Der Filmverleih Paramount veröffentlichte dazu ein Video auf Youtube. Was bei vielen Filmen aus Gründen der Versicherung nicht möglich ist – Cruise macht es mit 56 Jahren einfach. Und das sieht man. „Mission: Impossible – Fallout“ sieht, besonders im Gegensatz zum digital überladenen, albernen „M:I III“ (2006), richtig echt aus.

 Das Agententeam: Benji (Simon Pegg), Ilsa Faust (Rebecca Ferguson), Ethan Hunt (Tom Cruise) und Luther (Ving Rhames).

Das Agententeam: Benji (Simon Pegg), Ilsa Faust (Rebecca Ferguson), Ethan Hunt (Tom Cruise) und Luther (Ving Rhames).

Foto: AP/David James

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