Bettina van Haaren im Ludwigshafener Kunstverein Rätselhafte Gedankenlandschaften

Ludwigshafen · Bettina van Haaren zeigt im Ludwigshafener Kunstverein einen Überblick über ihr Werk des letzten Jahrzehnts.

 „Rosentuch“ von Bettina van Haaren.

„Rosentuch“ von Bettina van Haaren.

Foto: Bettina van Haaren/Bettina van Haaren, VG Bild-Kunst Bonn

Der etwas skurril klingende Titel der Ausstellung im Kunstverein Ludwigshafen „Waldwasen durchlöchert“ ist dem gleichnamigen Bild entlehnt, das exemplarisch für Bettina van Haarens Arbeit steht. Sofort fallen die ausgedehnten weißen Flächen der Leinwand auf, die das Gemälde unfertig erscheinen lassen. Ein Drittel des Bildes wird von einem Selbstbildnis eingenommen. Seltsam gealtert ist die Malerin. Der Kopf mit doppeltem Gesicht und die untere Rumpfhälfte sind in einem realistischen Stil gemalt. Der Rest des Körpers ist skizzenhaft festgehalten. Aus dem Intimbereich wächst der Künstlerin ein Fuß, ein weiterer schwebt in Kniehöhe. Ein zerstückeltes Aderngeflecht rankt sich um die Schultern. Dort, wo sich Dinge überlappen, lässt van Haaren weiße Umrisse stehen und vermittelt so den Eindruck einer Collage. Die einzelnen Elemente sind offensichtlich aufeinander abgestimmt, doch sie erzählen keine Geschichte und bleiben rätselhaft.

Zwei Dinge scheinen Bettina van Haaren anzutreiben: die Lust an der Oberfläche und das Spiel mit den Dingen. Getrieben von einem inneren Ordnungssinn und der Auseinandersetzung mit sich selbst und ihrer Umwelt erforscht die Künstlerin ihre Welt. Die Bilder sind keine narzisstische Selbstbespiegelung, sondern Ausgangspunkt für eine Erkundungsreise durch Gedankenlandschaften.

Lustvoll arbeitet sich die 1961 in Krefeld geborene Künstlerin, Albert-Weisgerber-Preisträgerin von 1991, am eigenen Körper ab. Mit den breiten Schultern, dem quadratischen Schädel und dem gedrungenen Körperbau wirkt sie oft androgyn. Die faltige Haut ist mit hyperrealistischer Verfeinerung überzeichnet und voller Pickel und roter Flecken. Es gehört nicht wenig Mut dazu, sich so konsequent tradierten Idealen von Schönheit und Weiblichkeit zu entziehen. Ihr Themenspektrum hat die Kunstprofessorin stetig erweitert. In den 1990er-Jahren waren es vor allem Schwangerschaft, Geburt und Mutterschaft. In den letzten Jahren geht es um Vergänglichkeit und Verlust in ihren Bildern.

Mit über 100 Gemälden, Zeichnungen und Grafiken ist die Schau üppig ausstaffiert.  Nach Tuttlingen und Schweinfurt ist Ludwighafen die letzte Station. Die sollte man sich nicht entgehen lassen.

Bis 16. Juli. Di-Fr 12-18, Sa/So 11-18 Uhr.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort