Pastell- statt Ölmalerei: Die 1. Soiree der Radiophilharmonie

Saarbrücken · Zweifellos mischte sich am Freitag bei der 1. Soiree der Deutschen Radiophilharmonie in den langen Beifall für Hornist Felix Klieser auch Respekt vor der Energie, mit der er seine Behinderung (er wurde armlos geboren) buchstäblich "überspielt". Aber auch ohne das empfand man seine frische, technisch perfekte und nuancenreiche Darstellung von Mozarts 3. Hornkonzert als Hörvergnügen, gekrönt von der munteren Zugabe (Rossinis "Rendez-vous de chasse").

Wobei Klieser es fertigbrachte, die Illusion "Horn aus der Ferne", die andere Hornisten durch Stopfen mit der rechten Hand erreichen, nur mit dem Mund hörbar zu machen. Was zuvor schon bei der Ouvertüre zur "Zauberflöte" auffiel, war der schlanke, feinnervige Klang des Orchesters - Pastell- statt der üblichen Ölmalerei. Wenn auch drei Probentage (Karel Mark Chichon war am Dienstag wegen Krankheit ausgefallen) nicht ausreichten, letzte Präzision etwa bei den Fugati der "Zauberflöte" zu trainieren, so wuchs doch bei Beethovens "Eroica" als Finale das Staunen darüber, wie der junge Dirigent Jamie Philipps in drei Tagen die Spielweise der DRP so grundlegend ändern konnte. Der Mittzwanziger gab der Partitur frische Farben, ließ im Finale eine Variation nur von Solostreichern spielen, animierte einmal die Klarinetten zu "Stürze hoch!" à la Mahler - das und mehr war sinn- und reizvoll zugleich.

Knappe Dirigierbewegungen, schroffe Gegensätze, widerborstige Akzente gegen geschmeidige Kantabilität, flüssige Tempi, die klein besetzten Streicher in virtuoser Spiellaune, die Bläser mit prächtigen Soli (Flöte, Oboe, Hörner): All das erzeugte atemloses Zuhören, unterbrochen nur von einem Anfall von Mordlust, als jemand den ersterbenden Schluss des Trauermarsches zerhustete. Was Philipps und die Radiophilharmonie boten, war "ein ganz neues Stück", wie eine Hörerin treffend feststellte. Ovationen.

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