Passt in keine musikalische Schublade

Saarbrücken · Die Sparte 4 in Saarbrücken ist am Sonntagabend rappelvoll, als ein hagerer Mann in schwarzer Lederjacke, Blue Jeans und Biker-Stiefeln die Bühne betritt. Er trägt eine schwarze Baseballmütze über den grauen langen Haaren.

Sein markantes Gesicht ziert ein grauer Ziegenbart. Er setzt sich ans Klavier, dann ein tief gehauchtes "Guten Abend" und los geht's. Geschwind vorgetragene Läufe mit der rechten Hand wechseln sich mit tieftönigen Blues-Schemata der linken Hand ab. Beim Singen ist er stets ganz nah am Mikro. Dann abrupt Schluss.

Howe Gelb ist ein Urgestein des amerikanischen Gitarrenundergrounds. Bis heute hat der Songwriter und Producer rund 50 Alben veröffentlicht. Viele davon mit "Giant Sand", dem von ihm 1984 in seiner Heimatstadt Tucson in Arizona gegründeten Musiker-Kollektiv, aus dem typische "Desert Rock"-Bands wie Calexico hervorgingen. Doch der Stilbildner Gelb lässt sich nicht in das enge Korsett einer Musiksparte stecken, wie seine 21 Soloalben eindrucksvoll beweisen - und ebenso der Abend in Saarbrücken, an dem er auch die Gitarre in die Hand nimmt, den feixenden Alleinunterhalter mimt und schnell das Publikum für sich gewinnt. "Any questions?”, fragt er. Keine Antwort. Also klimpert Gelb weiter, bricht wieder ab und setzt wieder an, um Geschichten von den vielen Gitarren seines Lebens, der Wüste in Arizona und den Zutaten eines gutes Songs zu erzählen - und sie ebenso abrupt wieder zu beenden. Sein eigener Stil eben, wie er betont.

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