Oscars: Eine Panne und zwei Gewinnerfilme

Hollywood (dpa) · Was für ein Ende einer Oscar-Gala: „La La Land“ wird als bester Film ausgerufen, doch dann gibt es Verwirrung auf der Bühne. Stimmt gar nicht, „Moonlight“ ist bester Film. Riesenpanne am Ende einer eigentlich gelungenen Gala - mit zwei großen Siegerfilmen.

 Oscar in der Kategorie „Bester Film“: Barry Jenkins (vorne) und das „Moonlight“Team. Foto: Chris Pizzello/Invision

Oscar in der Kategorie „Bester Film“: Barry Jenkins (vorne) und das „Moonlight“Team. Foto: Chris Pizzello/Invision

Eine der wohl denkwürdigsten und peinlichsten Pannen der Oscar-Geschichte hat Millionen von Zuschauern weltweit kurzzeitig in Aufruhr versetzt und den Erfolg der beiden großen Gewinnerfilme „Moonlight“ und „La La Land“ überschattet.

Die Schauspieler Warren Beatty und Faye Dunaway hielten wohl den falschen Umschlag in den Händen und verkündeten deswegen einen falschen Gewinner: Das Musical „La La Land“ habe in der Hauptkategorie als bester Film gesiegt - das war aber verkehrt. Wenig später klärte sich auf: Der wichtigste Oscar des Abends ging an „Moonlight“ des schwarzen Regisseurs Barry Jenkins.

Für die Panne entschuldigte sich später das für die Oscar-Umschläge verantwortliche Unternehmen PricewaterhouseCoopers. Den Laudatoren seien versehentlich die Umschläge für die falsche Kategorie überreicht worden, hieß es in einem Statement der Wirtschaftsprüfer, die seit Jahrzehnten auch für die geheime Zählung und Auswertung der Stimmen bei der Oscar-Abstimmung zuständig sind. „Wir untersuchen derzeit, wie das passieren konnte, und bedauern zutiefst, dass das vorgefallen ist.“

„Moonlight“ gewann damit drei Oscars. Neben der Trophäe für den besten Film gab es am Sonntagabend auch die für das beste adaptierte Drehbuch sowie für Nebendarsteller Mahershala Ali. „Moonlight“ erzählt in verschiedenen Episoden von einem schwarzen schwulen Jungen in Miami. Er wächst bei einer drogensüchtigen Mutter auf und muss lernen, seinen eigenen Weg zu finden.

Deutlich leichter kommt der zweite große Gewinner des Abends daher: das Musical „La La Land“. Das nostalgische Werk über eine junge Schauspielerin und einen Jazzmusiker in Los Angeles war für 14 Oscars nominiert und wurde schließlich mit sechs Trophäen ausgezeichnet, darunter denen für Regisseur Damien Chazelle und Hauptdarstellerin Emma Stone. Ihr Filmpartner Ryan Gosling verlor allerdings gegen Casey Affleck, der für seine Rolle in „Manchester by the Sea“ die Trophäe als bester Hauptdarsteller mit nach Hause nehmen konnte. In dem Drama von Kenneth Lonergan verkörpert er einen Mann, der nach dem Tod seines Bruders in seine Heimatstadt zurückkehrt.

Bereits vor der Panne beim besten Film hatte es im Gedenkvideo für die im vergangenen Jahr gestorbenen Menschen aus dem Filmbusiness ebenfalls einen Fehler gegeben: Gedacht werden sollte der australischen Kostümdesignerin Janet Patterson, die viermal für einen Oscar nominiert war. Das Bild neben ihrem Namen zeigte aber die Produzentin Jan Chapman, die häufig mit Patterson zusammengearbeitet hat - und lebt. Die Vertauschung des Fotos habe sie „erschüttert“, sagte Chapman dem Branchenmagazin „Variety“.

Die deutschen Hoffnungen wurden in Hollywood enttäuscht. Weder der Dokumentarfilmer Marcel Mettelsiefen, noch der Komponist Hauschka gewann einen Oscar. Mettelsiefen war mit einer Doku über eine syrische Flüchtlingsfamilie nominiert gewesen, Hauschka für die Filmmusik zu „Lion“.

Auch die deutsche Regisseurin Maren Ade ging am Ende leer aus. Sie hatte mit ihrer Tragikomödie „Toni Erdmann“ Chancen auf den Auslands-Oscar. Den gewann dann aber der Iraner Asghar Farhadi mit seinem Drama „The Salesman“ über ein Ehepaar, das einen Überfall nicht anzeigt, sondern Selbstjustiz übt.

Farhadi war aus Protest gegen den Einreisestopp von US-Präsident Donald Trump nicht nach Hollywood gekommen. „Wer die Welt in Kategorien von "Wir" und "unsere Feinde" einteilt, schafft Angst“, hieß es in einer Erklärung, die er verlesen ließ. Auch andere Preisträger und Gäste der Gala plädierten immer wieder für gegenseitigen Respekt und Toleranz - anders als erwartet blieb bei dieser Show allerdings heftige und explizite Kritik an Trump und dessen Politik aus.

 Noch sieht alles gut aus: Faye Dunaway und Warren Beatty. Foto: Chris Pizzello/Invision

Noch sieht alles gut aus: Faye Dunaway und Warren Beatty. Foto: Chris Pizzello/Invision

 „La La Land“-Produzent Jordan Horowitz (l-r), Warren Beatty und Jimmy Kimmel mit dem richtigen Umschlag. Foto: Chris Pizzello/Invision

„La La Land“-Produzent Jordan Horowitz (l-r), Warren Beatty und Jimmy Kimmel mit dem richtigen Umschlag. Foto: Chris Pizzello/Invision

 Ryan Gosling „schmunzelt“ (ein wenig ungläubig) nach der Panne mit den Umschlägen. Foto: Chris Pizzello/Invision

Ryan Gosling „schmunzelt“ (ein wenig ungläubig) nach der Panne mit den Umschlägen. Foto: Chris Pizzello/Invision

 Vier Oscar-Preisträger: Mahershala Ali (l-r), Emma Stone, Viola Davis und Casey Affleck. Foto: Ian West

Vier Oscar-Preisträger: Mahershala Ali (l-r), Emma Stone, Viola Davis und Casey Affleck. Foto: Ian West

 Mahershala Ali gewann als bester Nebendarsteller („Moonlight“) den ersten Oscar der Gala. Foto:

Mahershala Ali gewann als bester Nebendarsteller („Moonlight“) den ersten Oscar der Gala. Foto:

 Damien Chazelle („La La Land“) ist mit 32 Jahren der jüngste Regisseur, der einen Oscar gewonnen hat. Foto: Chris Pizzello/Invision

Damien Chazelle („La La Land“) ist mit 32 Jahren der jüngste Regisseur, der einen Oscar gewonnen hat. Foto: Chris Pizzello/Invision

 Justin Timberlake eröfnete die Oscar-Gala und brachte das Publikum zum Tanzen. Foto: Chris Pizzello/Invision

Justin Timberlake eröfnete die Oscar-Gala und brachte das Publikum zum Tanzen. Foto: Chris Pizzello/Invision

 Emma Stone war zum zweiten Mal für einen Oscar nominiert gewesen - jetzt wurde sie für „La La Land“ als beste Schauspielerin ausgezeichnet. Foto: Chris Pizzello/Invision

Emma Stone war zum zweiten Mal für einen Oscar nominiert gewesen - jetzt wurde sie für „La La Land“ als beste Schauspielerin ausgezeichnet. Foto: Chris Pizzello/Invision

 Jimmy Kimmel hatte Matt Damon besonders auf dem Kieker. Foto: Richard Shotwell/Invision

Jimmy Kimmel hatte Matt Damon besonders auf dem Kieker. Foto: Richard Shotwell/Invision

 Viola Davis gewann als beste Nebendarstellerin („Fences“) einen Oscar. Foto: Chris Pizzello/Invision

Viola Davis gewann als beste Nebendarstellerin („Fences“) einen Oscar. Foto: Chris Pizzello/Invision

 Ruth Negga mit einer blauen „ACLU“-Schleifen. „ACLU“ steht für American Civil Liberties Union und ist eine US-amerikanische Bürgerrechtsbewegung. Foto. Matt Sayles/Invision Foto: Matt Sayles

Ruth Negga mit einer blauen „ACLU“-Schleifen. „ACLU“ steht für American Civil Liberties Union und ist eine US-amerikanische Bürgerrechtsbewegung. Foto. Matt Sayles/Invision Foto: Matt Sayles

 Jimmy Kimmel hatte einen glänzenden Einstand als Oscar-Moderator - wenn man mal von der Schlusspanne absieht, für die er nichts kann. Foto: Chris Pizzello/Invision

Jimmy Kimmel hatte einen glänzenden Einstand als Oscar-Moderator - wenn man mal von der Schlusspanne absieht, für die er nichts kann. Foto: Chris Pizzello/Invision

 Top-Favorit Casey Affleck (mit richtigem Umschlag) wurde als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet. Foto: Chris Pizzello/Invision

Top-Favorit Casey Affleck (mit richtigem Umschlag) wurde als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet. Foto: Chris Pizzello/Invision

 Der zweifache Oscar-Gewinner - Komponist Justin Hurwitz („La La Land“). Foto: Chris Pizzello/Invision

Der zweifache Oscar-Gewinner - Komponist Justin Hurwitz („La La Land“). Foto: Chris Pizzello/Invision

 Nach einer versehentlich falschen Bekanntgabe des besten Films hält Jordan Horowitz (M), Produzent des Films „La La Land“, eine Dankesrede. Foto: Chris Pizzello/Invision

Nach einer versehentlich falschen Bekanntgabe des besten Films hält Jordan Horowitz (M), Produzent des Films „La La Land“, eine Dankesrede. Foto: Chris Pizzello/Invision

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