James-Bond-Konzert im Staatstheater „Ohnmächtig wurde ich noch nicht“

Saarbrücken · Die britische Sängerin über ihr Saarbrücker Bond-Konzert, das Frauenbild bei 007 und die schwierige lange Note von „Goldfinger“.

 Mary Carewe singt am Samstag im Staatstheater und kommt im Juni wieder.

Mary Carewe singt am Samstag im Staatstheater und kommt im Juni wieder.

Foto: Maurice Voxhall

Im Saarland scheint es viele 007-Fans zu geben: Jedenfalls war das Konzert „An Evening with James Bond“ an diesem Samstag, 19.30 Uhr, im Staatstheater zügig ausverkauft. Das Saarländische Staatsorchester, dirigiert von Nicholas Milton, spielt Musik aus 50 Jahren Bond-Historie; die Britin Mary Carewe, die ein Album mit Bond-Songs aufgenommen hat, wird klassische Stücke wie „Goldfinger“, „Goldeneye“ und „Diamonds are forever“ singen. Wer keine Karten bekommen hat: Das Theater bietet ein zweites Konzert mit Carewe und dem Staatsorchester an: am Sonntag, 17. Juni.

Ihr Kollege Tom Jones soll beim Singen der langen letzten Note im Bond-Song „Thunderball“ vor vokaler Anstrengung im Studio in Ohnmacht gefallen sein – ist Ihnen das bei dem Stück auch schon passiert?

CAREWE Nein, ohnmächtig wurde ich da noch nicht. Aber falls das passieren sollte, dann eher bei der langen Note am Ende von „Goldfinger“ – die hat es in sich, da klopfe ich vorher immer gerne auf Holz.

Die Frage ist erwartbar, aber stellen kann man sie doch – welcher Bond-Darsteller ist Ihr liebster?

CAREWE Seit einiger Zeit ist es Daniel Craig, ich mag den Stil seiner Filme und fand besonders „Skyfall“ herausragend. Aber in meiner Jugend war es dann doch Roger Moore.

Wann sind Sie erstmals mit der Welt von Bond in Berührung gekommen – gab es einen besonderen Moment?

CAREWE  Eigentlich nicht. Als Kind habe ich die Filme nur im Fernsehen gesehen, und in meiner Erinnerung verschwimmen sie  ein bisschen, wobei „Goldeneye“ am meisten Eindruck hinterlassen hat. Aber mittlerweile schaue ich mir die Filme im Kino an, mit der Familie.

Bond-Filme sind vor allem für Männer und pubertierende Jungs gemacht – kürzlich schaute ich mir „Der Spion, der mich liebte“ mit meiner Tochter im Teenager-Alter an und war bei einigen besonders chauvinistischen Bond-Sprüchen peinlich berührt und angesichts des Frauenbilds etwas in Erklärungsnot.

CAREWE Als Frau und als Mutter sehe ich das genauso, deshalb bevorzuge ich auch die jüngeren Filme. Mir ist klar, dass manche Sprüche und Dialoge der Filme aus den 60ern und 70ern durchaus  ironisch waren und der Zeitgeist ein anderer war – aber ich bin doch ziemlich froh, dass das Genre sich entwickelt und einige Stereotypen hinter sich gelassen hat.

Haben Sie eine liebste weibliche Figur oder Darstellerin bei Bond?

CAREWE Bei den Darstellerinnen ist es Honor Blackman aus „Goldfinger“ – ich habe bei einigen Bond-Konzerten, durch die sie geführt hat, mit ihr auf der Bühne gstanden. Sie hat einen wunderbar trockenen Humor und ist eine enorme Persönlichkeit. Ich finde auch Grace Jones im letzten Roger-Moore-Bond „Im Angesicht des Todes“ unglaublich. Meine liebste weibliche Figur ist aber die Geheimdienstchefin M, die Judi Dench spielte: eine etwas gereizte, aber doch tolerante Mutterfigur.

Bevorzugen Sie eine bestimmte Ära der Bond-Musik – etwa die frühe, klassische mit John Barry – oder spätere, mit David Arnold und jüngst Thomas Newman?

CAREWE Nein, das könnte ich nicht sagen. Die einzelnen Stücke  mag ich alle sehr – was mir vor allem gefällt, ist, dass sie in ihrer Gesamtheit zeigen, wie sich populäre Musik in den vergangenen 50 Jahren verändert und entwickelt hat.

Aber bestimmte Song-Favoriten haben Sie doch, oder?

CAREWE Ich mag jeden auf seine Weise – aber am meisten liebe ich doch „Diamonds are forever“, gesungen von Shirley Bassey, und „Licence to Kill“ von Gladys Knight.

Wie geht man als Sängerin an Klassiker heran, die jeder kennt? Eine völlige Neu-Interpretation kann Fans der Originale befremden, reines Nachsingen ist wenig originell.

CAREWE Die Stücke wurden ja von vielen fantastischen Sängern aufgenommen – und dem muss man ebenso Rechnung tragen wie den Stücken selbst. Ich muss mich am Stil des Originalgesangs orientieren, denn den hat das Publikum und haben vor allem die Bond-Fans im Ohr. Gleichzeitig muss ich die Stück auch auf eigene Weise interpretieren, sonst wäre es in der Tat ein reines Nachsingen. Das ist gerade das Interessante.

Welche Songs sind technisch am schwierigsten zu singen?

CAREWE Einfach zu singen ist keiner, denn es sind ja große, epische Songs. Aber Sheena Eastons „For your eyes only“ ist etwas verzwickt – und „Another way to die“ von Jack White und Alicia Keys ist ziemlich unerbittlich und anstrengend.

Gerade das vergleichsweise schräge „Another way to die“ aus „Ein Quantum Trost“ gehört zu den bei manchen Fans umstrittenen bis abgelehnten Songs. Kann man solche Songs, darunter auch Madonnas „Die another day“, in einem Konzert dann in ein anderes  Licht, vielleicht passenderes Licht setzen?

CAREWE In gewisser Weise schon – ich finde, gerade „Another way to die“ funktioniert mit Orchester sehr gut – die Energie des Originals ist immer noch da, aber jetzt klingt es sinfonisch.  Madonnas „Die another day“  ist sehr technolastig und gehört für mich nicht zu den essentiellen Songs. In Saarbrücken werde ich es nicht singen.

Daniel Craigs nächster Bond wird sein letzter sein. Wen würden Sie sich als Nachfolger wünschen?

 Daniel Craig, der amtierende 007, 2015 in Berlin bei der Deutschlandpremiere seines Bond-Films „Spectre“.

Daniel Craig, der amtierende 007, 2015 in Berlin bei der Deutschlandpremiere seines Bond-Films „Spectre“.

Foto: dpa/Britta Pedersen

CAREWE Ich bin ein großer Fan von Idris Elba – aber Tom Hardy wäre auch keine schlechte Wahl.

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