Objekte der Neugierde

Saarbrücken · Es ist ein Künstleraustausch: Freiburger Künstler stellen im Saarländischen Künstlerhaus aus und (seit gestern) elf Saarbrücker im Freiburger E-Werk – Blick auf die mit Perspektiven spielenden Freiburger Arbeiten.

 Stephan Hasslingers Keramikarbeit „Lady Gagas Kleid, verkehrt“, Eberhard Brügels Bleistiftzeichnung „Wald mit großer Kiefer“ und Jens Reicherts Objekt „Wölbung“ (Wellpappe/Hartfaser) und im Hintergrund seine Arbeiten „bag“, „Volumen“, „Mollusk“. Fotos: Künstlerhaus

Stephan Hasslingers Keramikarbeit „Lady Gagas Kleid, verkehrt“, Eberhard Brügels Bleistiftzeichnung „Wald mit großer Kiefer“ und Jens Reicherts Objekt „Wölbung“ (Wellpappe/Hartfaser) und im Hintergrund seine Arbeiten „bag“, „Volumen“, „Mollusk“. Fotos: Künstlerhaus

Seit 1989 ist das ehemalige Elektrizitätswerk Freiburg als "E-Werk Freiburg" in der Kulturszene der Region eine feste Größe. Neben Theater, Tanz und Musik finden hier Ausstellungen statt. 30 bildende Künstler haben ihre Ateliers in dem alten Industriegebäude.

Seit 2004 laden sich die Künstler immer wieder Kollegen ein, diesmal ist das Saarländische Künstlerhaus zu Gast. Unter dem Titel "Trans/Position Saarbrücken-Freiburg" stellen seit gestern elf saarländische Künstler, die von einer Jury ausgesucht wurden, im E-Werk Freiburg aus (Julia Baur, Ulrich Behr, Frauke Eckhardt, Klaus Harth, Mane Hellenthal, Leslie Huppert, Andrea Neumann, Armin Rohr, Ludwig Schmidtpeter, Maja Andrack Sokolova, Alexander Titz, Claudia Vogel und Stoll & Wachall).

Zeitgleich zeigt das Künstlerhaus Freiburger Künstler. Zu den interessantesten gehört Stephan Hasslinger. Der Bildhauer beschäftigt sich mit Mode und Textilien, die er als Objekte in einen neuen Kontext rückt. Am eindrücklichsten ist "Lady Gagas Kleid". Hasslinger hat das riesige Bekleidungsstück auf den Kopf gestellt und die Gewebe stark vergrößert aus Keramiksträngen in den Raum "gekritzelt". Das filigrane Material treibt er dabei bis an die Grenze des Möglichen. Mit Sprühlacken farbig bemalt und glasiert wird das Kleid zur abstrakt gemusterten Säule im Raum, die an barocke Prachtarchitektur erinnert. Raum und Perspektive stehen bei vielen Freiburger Künstlern im Zentrum. Bewegt man sich um Herta Seibt de Zinsers raumfüllende Skulptur aus gebogenen Eisenrohren, entstehen immer neue Eindrücke und Formen.

Mit der Perspektive spielt auch Matthias Dämpfle in einer Wandinstallation aus 37 Einzelteilen nebst einem Einzelwerk. Dämpfles Lieblingsmaterial ist Beton. Er verzerrt die Perspektive, flacht sie zweidimensional ab, täuscht auf der Betonplatte aber zeichnerisch Dreidimensionalität vor. Mit einfachsten Mitteln verunsichert Dämpfle uns und macht einen Alltagsgegenstand zum Objekt der Neugierde.

Zum genauen Hinschauen zwingt uns Katharina Pöpping. in einem Sammelsurium aus kleinformatigen Gemälden, Fotografien und Collagen. Welche Objekte sind gemalt oder fotografiert und welche aus einer raffinierten Schichttechnikcollage hergestellt? Jens Reichert schafft aus Wellpappe Objekte von hohem ästhetischem Wert. Mit Schmelzkleber, Tempera und Kreide formt er aus der Pappe dreidimensionale Objekte, die verblüffend nach Kunststoff oder Keramik aussehen und oft doch seltsam entrückt erscheinen. Außerdem vertreten sind Astrid Hohorst mit zwei Plastiken und Julie Jaffrennou mit einer wunderbaren Videoinstallation, sowie Eberhard Brügel mit Zeichnungen und Tuschearbeiten.

Bis 30.10.; Di-So: 10-18 Uhr.

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