Theater Mitwisser im Wunderland

Mülheim · Die Nominierungen für die Mülheimer Theatertage stehen fest – bereits zum 20. Mal ist die österreichische Dramatikerin Elfriede Jelinek vertreten.

 Elfriede Jelinek ist mit ihrem neuen Stück „Schnee weiß (Die alte Leier)“ eingeladen.

Elfriede Jelinek ist mit ihrem neuen Stück „Schnee weiß (Die alte Leier)“ eingeladen.

Foto: dpa/Roland Schlager

(dpa/SZ) Keine Mülheimer Theatertage ohne Elfriede Jelinek (72): Bereits zum 20. Mal geht ein Werk der österreichischen Trägerin des Literaturnobelpreises ins Rennen um den Dramatikerpreis - diesmal „Schnee Weiß (Die Erfindung der alten Leier)“. Zu den 44. Theatertagen (11. bis 30. Mai) eingeladen wird die Inszenierung des Schauspiels Köln. Die Uraufführung war im Dezember. Insgesamt acht deutschsprachige, seit Mitte Februar 2018 uraufgeführte Stücke kommen beim Festival „Stücke 2019“ in Mülheim auf die Bühne.

Jelinek hat den seit 1976 verliehenen Preis bereits vier Mal erhalten. Im vergangenen Jahr gewann sie den undotierten Publikumspreis für ihr Trump-Stück „Am Königsweg“. In Mülheim stehen die Texte, nicht die Inszenierungen im Mittelpunkt.

Eingeladen wird auch das Science-Fiction-Werk „Wonderland Ave.“ von Sybille Berg (ebenfalls Schauspiel Köln), in dem sich fünf Roboterwesen um zwei übrig gebliebene Menschen kümmern. Auch Vorjahrespreisträger Thomas Köck ist wieder vertreten, diesmal mit „atlas“ (Schauspiel Leipzig). Darin geht es um das Schicksal einer Vertragsarbeiterin aus Vietnam in der DDR. Mit „Mitwisser“ (Schauspielhaus Wien) wurde erstmals ein Werk der jungen Dramatikerin Enis Maci (Jahrgang 1993) ausgewählt. Ausgehend von drei realen Kriminalfällen entwickelt sie ein „globales Drama über Schuld, Gewalt und das Verhältnis zwischen Mitwisser- und Mittäterschaft“, befand das Auswahlgremium. Dessen Sprecher, der Theaterkritiker Stephan Reuter, bescheinigte Maci eine „unglaubliche Sprachkraft“. Gespielt wurde das Stück in Mannheim und Wien. Eingeladen wurde die Uraufführung des Schauspiels Wien.

Gleichfalls nominiert wurden Clemens J. Setz’ Stück „Die Abweichungen“ (Schauspiel Stuttgart), Simon Stones „Eine griechische Trilogie“ (Berliner Ensemble), Konstantin Küsperts „Der Westen“ (E.T.A. Hoffmann Theater Bamberg) sowie Wolfram Hölls Stück „Disko“ (Schauspiel Leipzig). Insgesamt prüfte das aus fünf Kritikern bestehende Auswahlgremium 126 Theatertexte. Zum Finale der Theatertage bestimmt eine Jury in öffentlicher Debatte, welcher Autor den mit 15 000 Euro dotierten Mülheimer Dramatikerpreis erhält. Zum zehnten Mal gibt es auch für Kinderstücke einen Wettbewerb. Fünf Inszenierungen werden eingeladen (13.-17. Mai), darunter „Haydi! Heimat!“ von Katja Hensel (ab acht Jahren). Anhand der Geschichte eines türkischstämmigen Jungen geht es darin um die Bedeutung von Heimat. Auch ein Stück des Vorjahrespreisträgers Oliver Schmaering ist dabei: das Musiktheaterstück „Ich, Ikarus“ (ab 10 Jahren). Das beste Werk bekommt den „KinderStückePreis“, der mit 10 000 Euro dotiert ist.

43 Texte sichtete das Auswahlgremium. Dessen Sprecher, der Regisseur Werner Mink, bemängelte die geringe Anzahl von Stücken für die Altersgruppe bis einschließlich sieben Jahre. Gerade mal zwei originäre Texte habe es für diese jüngeren Kinder gegeben. „Alles andere waren Adaptionen oder Selbstgebasteltes, meist Märchen oder Abenteuergeschichten.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort