„Carnage“ von Nick Cave und Warren Ellis „Einfach so vom Himmel gefallen“

Saarbrücken · Wieder ein „Lockdown-Werk“ von Nick Cave: Mit „Carnage“ liefert der Düsterrocker sein drittes Album innerhalb weniger Monate ab. Diesmal sind es neue Stücke im Duo mit Kollege Warren Ellis.

 Nick Cave – bei uns in der Region war er zuletzt im Mai 2019 in der Luxemburger Philharmonie.

Nick Cave – bei uns in der Region war er zuletzt im Mai 2019 in der Luxemburger Philharmonie.

Foto: dpa/Ferdy Damman

Etwas Klavier, das Pochen einer Drum-Machine, bedrohliche Streicherklänge – und dann diese unnachahmliche Baritonstimme: Schon mit dem ersten Stück seines am Donnerstag überraschend erschienenen neuen Albums beweist Nick Cave, dass der Lockdown seiner Kreativität nicht geschadet hat. „Hand Of God“ läutet eine Sammlung von acht Songs ein, die der australische Star der düsteren Rockmusik mit seinem Langzeitbegleiter Warren Ellis eingespielt hat.

„Carnage“ ist bereits das dritte Cave-Werk innerhalb weniger Monate. Erst im November hatte der 63-Jährige das Live-Album „Idiot Prayer“ veröffentlicht, das er coronabedingt allein im Londoner Alexandra Palace am Klavier aufgenommen hatte. Anfang Dezember erschien mit „L.I.T.A.N.I.E.S.“ eine experimentelle Neoklassik-Platte, zu der Cave die Texte geschrieben hatte. Für diese „Lockdown-Oper“ hatte er sich mit dem belgischen Komponisten Nicholas Lens zusammengetan.

Das Duo-Werk „Carnage“ – zu Deutsch Blutbad oder Gemetzel – sei „eine brutale, aber wunderschöne Aufnahme, eingebettet in eine gemeinschaftliche Katastrophe“: So beschreibt Cave seiner Plattenfirma zufolge das jetzt digital veröffentlichte Album, das erst am 28. Mai auch auf Vinyl und CD erscheinen wird.

Obwohl Sänger Cave und der Multiinstrumentalist Ellis schon mehrere Soundtracks (etwa zu „The Road“) zusammen komponiert und aufgenommen hätten, sei „Carnage“ das erste Album, das die beiden Musiker offiziell als Duo eingespielt hätten. Die Arbeit sei „eine komprimierte Phase intensivster Kreativität“ gewesen, wird der Australier Ellis (56) zitiert. „Denn es dauerte gerade mal zweieinhalb Tage, bis diese acht Songs in irgendeiner Form standen. Dann erst sagten wir uns: Ach komm, lass uns doch ein Album machen! Das alles war also nicht sonderlich geplant.“

Flirrende Elektronik, Gospel-Anklänge („White Elephant“), orchestrale Parts, sanftes Piano („Albuquerque“) und Caves mal gesungene, mal rezitierte Texte bilden das Zentrum der hypnotischen Stücke. Cave hat die Songs in den ersten Lockdown-Wochen 2020 entworfen. „Das Album ist dann einfach so vom Himmel gefallen. Es war ein Geschenk“, sagte der von vielen Rockfans kultisch verehrte Musiker.

Ellis und Cave waren sich erstmals 1993 begegnet, als der Geiger bei „Let Love In“ mitspielte, dem achten Album von Nick Cave & The Bad Seeds. Später wurde Ellis festes Band-Mitglied mit immer wichtigerer kreativer Funktion. Auch im 2006 gegründeten Projekt Grinderman arbeiteten die Musiker zusammen.

 Carnage

Carnage

Foto: Goliath Records

Nick Cave und Warren Ellis: Carnage. Digital erschienen bei Goliath/Awal
Recordings. Vinyl/CD ab 28. Mai.

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