Geschichte spielerisch entdecken Burgen und Schlösser anders entdecken

Hochkönigsburg · Eine neue deutsch-französische App stellt die reiche Burgen- und Schlösserlandschaft im Elsass und Baden vor – mithilfe von John Howe, der unter anderem „Der Herr der Ringe“ illustrierte.

 Die Hochkönigsburg ist eines der berühmtesten historischen Gemäuer im Elsass. Eine neue App stellt sie und weitere Burgen und Schlösser im Elsass und Baden spielerisch vor, indem sie ihre Anwender auf eine magische Suche schickt.

Die Hochkönigsburg ist eines der berühmtesten historischen Gemäuer im Elsass. Eine neue App stellt sie und weitere Burgen und Schlösser im Elsass und Baden spielerisch vor, indem sie ihre Anwender auf eine magische Suche schickt.

Foto: Jürgen Lorey

„Lange liegt die Zeit zurück, in der der große Fluss das erste Mal am Fuße der Berge und der dunklen Tannenwälder floss...“. So will ein Video für eine neue deutsch-französische App begeistern, die für Einheimische und Touristen gleichermaßen den großen Kulturschatz an Schlössern und Burgen im Elsass und in Baden vorstellt oder wieder ins Bewusstsein ruft.

Die App „Les Portes du Temps/Die Tore der Zeit“, die für Apple- und Android-Smartphones heruntergeladen werden kann, wurde am Montag auf der Hochkönigsburg bei Sélestat im Elsass im Beisein zahlreicher Regionalpolitiker vorgestellt. Unter ihnen waren der Präsident des Départements Bas-Rhin, Frédéric Bierry und der Landrat des Ortenaukreises, Frank Scherer.

Auf spielerische Weise lädt die App über eine Schatzsuche ein, mehr über die Geschichte und Sagen der Burgen und Schlösser zu erfahren. Dazu müssen die Benutzer einem Alchimisten auf der Suche nach magischen Quarzen folgen, indem sie in der jeweiligen Burg Rätselaufgaben lösen. Wer weiß, wann der französische Regisseur Jean Renoir seinen Film „La Grande Illusion“ auf der Hochkönigsburg gedreht hat, kommt schon mal einen Punkt weiter.

Die Antworten finden sich auf Infotafeln oder Inschriften in den Burgen oder sind an der Architektur zu erkennen. Wenn alle Rätsel gelöst sind, gibt der Quarz eine GPS-Position auf dem Burggelände frei, auf der über einen QR-Code weitere Inhalte freigeschaltet werden, etwa Legenden über Sagenwesen wie Drachen, Riesen, Gnomen, Elfen und Feen.

Bislang sind insgesamt neun Schlösser und Burgen beiderseits des Rheins in die App aufgenommen: acht aus dem Elsass (die Burgen Hochkönigsburg, Hohnack bei Colmar, Salm bei Sélestat, Guirbarden bei Mollkirch westlich von Straßburg, Landskron im Südelsass an der Schweizer Grenze, Ortenbourg bei Scherwiller, Ratsamhausen und Lützelburg bei Ottrott sowie Spesbourg bei Andlau) und auf deutscher Seite die Burg Staufenberg in Durbach im Ortenaukreis. Die digitale Applikation soll nach und nach um weitere Burgen und Schlösser beiderseits des Rheins erweitert werden. Ergänzt wird die App durch eine deutsch-französische Internetseite mit weiterführenden Informationen (www.portes-du-temps.eu) zur Historie der Burgen und ihrer Architektur, aber auch mit Tipps für aktuelle Veranstaltungen und Kontakten zu Freiwilligen-Initiativen, die sich um den Erhalt der historischen Bauten kümmern.

Die Illustrationen für die App und die Internetseite stammen von dem bekannten kanadischen Buchillustrator und Mittelalter-Spezialisten John Howe, der unter anderem den Roman „Der Herr der Ringe“ von J.R.R. Tolkien illustrierte und Absolvent der Straßburger Kunsthochschule ist. Die Hochkönigsburg, die der deutsche Kaiser Wilhelm II. rekonstruieren ließ, inspirierte John Howe zu seiner Illustration der „Herr der Ringe“-Trilogie.

„Wir haben die Präsentation der Burgen und Schlösser spielerisch in Szene gesetzt. Die Leute vergessen so, dass sie eine große Zahl an Informationen erhalten“, sagte Howe bei der Vorstellung der App. Vor allem junges Publikum könne so leichter für die Thematik interessiert werden. Das Elsass verfüge über „ein dichtes und reiches Burgen-Kulturerbe“, sagte Howe.

Die App wurde unter anderem finanziert vom Département Bas-Rhin, dem Ortenaukreis, dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE), dem Interreg-Programm für Microprojekte und der Schwarzwald Tourismus.

Départements-Präsident Bierry und Landrat Scherer betonten beide, dass die App Anstoß für eine weitergehende gemeinsame Vermarktung des Oberrheins als Tourismusziel sein könnte. Mit insgesamt 500 Burgen, von denen 80 besichtigt werden können, zähle das Elsass zu den burgenreichsten Regionen in Europa, sagte Bierry. „In Frankreich redet man viel von den Schlössern an der Loire und der Katharer, bald wird man mehr von den Schlössern am Oberrhein sprechen.“ Landrat Scherer wies darauf hin, dass im Ortenaukreis von den 185 000 sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen jeder siebte in der Tourismusbranche sei, „und das in einer sehr von der Industrie geprägten Region.“

Eine bessere gemeinsame Vermarktung des Oberrheins als Tourismusziel könnte dahin führen, dass sich Urlaubsgäste künftig nicht mehr fragen, ob sie im Elsass oder im Schwarzwald Urlaub machen sollen, sondern sich für Elsass und Schwarzwald entscheiden.

Wenn das Corona-Infektionsgeschehen es erlaubt, soll es ab Mai 2021 neben der Burgen-App auch Veranstaltungen, Filmprojektionen und sogenannte immersive Virtual Reality geben, um sich mit Spezialbrillen und Computeranimationen in eine andere Umgebung und eine andere Zeit versetzen zu lassen.

Mehr Informationen unter www.portes-du-temps.eu

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