Neu, gut – und dennoch wie gehabt

Saarbrücken · Mit dem falschen Mann am Mikro hätten Future Islands wahrscheinlich noch lange auf den internationalen Durchbruch warten können. Denn auch wenn der Synthie-Pop des US-Trios aus Baltimore sehr hörenswert ist: unverkennbar, geschweige denn ein großes Ereignis wäre er nicht. Glücklicherweise aber macht ja Samuel Herring mit seiner Stimme den entscheidenden Unterschied: Sie ist schnurrend, urgewaltig, knödelnd druckvoll. Wenn Herring singt, wirft er sämtliche Gefühle hinein, was auch bei den Bühnenauftritten Ausdruck in seinen Bewegungen sucht - in seiner eigentümlichen Rhythmik, seinen seltsamen Ausfallschritten und dem emotionalen Faustklopfen auf die Brust. Viele haben das zum ersten Mal 2014 gesehen, als die Band bei David Letterman auftrat. Der Song "Seasons" wurde ein riesiger Hit und die Gruppe hatte mit dem vierten Album endlich den verdienten Erfolg.

Drei Jahre später legen Future Islands das Album "The Far Field" vor. Eine Über-Single wie "Seasons" gibt es zwar nicht, dafür aber wieder diesen Melancholie-Pop mit ausgebreiteten Synthesizer-Flächen, treibenden Beats und einem Bass, der sich fast so wie bei New Order in die Melodien einmischt. Zwölf Songs zum Tanzen mit schwerem oder gebrochenem Herzen, in denen Herring über die Liebe singt - von Trennungen und Abschieden und davon, wie schwer sie fallen.

Dass Future Islands bei ihrem Durchbruch einen im Grunde fertigen Sound hatten, ist Fluch und Segen. Aber obwohl sie sich auf "The Far Field" durchaus wiederholen und nicht weiterentwickelt haben, funktioniert hier alles sehr gut. Das große Gefühl ist immer noch da; und in den besten Momenten glaubt man, die Band zum ersten Mal zu hören.

Future Islands: The Far Field (4AD / Beggars).

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