Museums-Direktor Lunghi entschuldigt sich für Ausraster

Luxemburg · Das Saarland behält ihn als Berater, den in die Schlagzeilen geratenen Chef des wichtigsten Luxemburger Museums, des Mudam auf dem Kirchberg. Der Verwaltungsrat des Hauses hat gestern auf disziplinarische Maßnahmen gegen Enrico Lunghi verzichtet, das meldeten am frühen Abend Luxemburger Medien. Lunghi bleibt also im Amt, trotz einer Handgreiflichkeit gegenüber einer RTL-Journalistin, der er vor laufender Kamera das Mikrofon entrissen und ihr dabei den Arm verdreht hatte (die SZ berichtete).

Seit 2003 begleitet Lunghi als Mitglied im Beirat der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz die Entwicklung der hiesigen Museumslandschaft, saß sogar in der Findungskommission für den neuen Stiftungsvorstand Mönig. "Wir haben ihn als einen höchst kompetenten und sehr engagierten Mann kennengelernt", sagt die Beiratsvorsitzende Inge Weber der SZ. Lunghi sei durch erfrischende Beiträge, nie durch Unbeherrschtheiten aufgefallen. Der Museumschef sieht sich so: In einer gestern veröffentlichten Entschuldigung sagt er: "Mein Verhalten war unangemessen. Ich habe mich noch nie so verhalten und ich kann mir den für mich ungewöhnlichen Kontrollverlust nicht erklären." Die Journalistin nahm die Entschuldigung an, verzichtet auf eine Klage, der Sender erklärte den Streit für beendet.

Dies dürfte dazu beigetragen haben, dass der Mudam-Verwaltungsrat Lunghi nochmal das Vertrauen aussprach. Die Öffentlichkeit bleibt derweil auf Ungereimtheiten sitzen: Warum ging die Reporterin erst zehn Tage nach dem Vorfall zum Arzt? Hat RTL die Sache hoch gekocht? Und welche Vorgeschichte gibt es? Jedenfalls entzündete sich diese possenhafte Eskalation an einer ernst zu nehmenden kulturpolitischen Kontroverse. Der bereits vielfach angeschossene Lunghi sah sich mit dem Vorwurf konfrontiert, seine Ausstellungspolitik grenze Luxemburger Künstler aus.

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