Ausstellung in St. Wendel Die Kunst des Mehrstimmigen

St. Wendel · Das Museum St. Wendel zeigt zwei Künstlerinnen, die eng mit dem Saarland verbunden sind: Janine Kortz-Waintrop und Gudrun Emmert. „Polyphonie“ nennt sich die Ausstellung – wie gut funktioniert das Zusammenspiel?

 Kontraste in der St. Wendeler Ausstellung „Polyphonie“: Objekte von Janine Kortz-Waintrop, die am liebsten mit Steingut arbeitet, stehen der Malerei von Gudrun Emmert gegenüber.

Kontraste in der St. Wendeler Ausstellung „Polyphonie“: Objekte von Janine Kortz-Waintrop, die am liebsten mit Steingut arbeitet, stehen der Malerei von Gudrun Emmert gegenüber.

Schon seit einigen Jahren bringt das Museum St. Wendel in Ausstellungen regelmäßig zwei Künstler zusammen, deren Werk etwas verbindet. Das kann das Material sein, das Thema oder eine Geschichte. Derzeit zeigt das Museum die gebürtige Saarländerin Janine Kortz-Waintrop und die Wahlsaarländerin Gudrun Emmert. Bildhauerin Kortz-Waintrop ist im Saarland geboren und ging nach dem Abi­tur zum Studium nach Paris, wo sie heute lebt. Die Malerin Emmert wurde im bayrischen Münnerstadt geboren, studierte in Kassel Kunst und lebt seit 2008 im Saarland.

Die Ausstellung „Polyphonie“ bringt diese sehr unterschiedlichen Künstlerinnen nun zusammen. Schlendert man durch die abwechslungsreiche Präsentation, bleibt aber ein Fragezeichen. Was verbindet die beiden künstlerisch? Der Katalog klärt auf und verrät, dass beide „verborgene Welten ans Licht“ brächten. Das klingt ein wenig bemüht und überzeugt nicht.

Kortz-Waintrops bevorzugtes Material ist Steingut. Damit schafft sie kleine und große Räume. Viele erinnern an Behausungen, Gehäuse oder an urbane Landschaften. Die Künstlerin hat sich ein schier unerschöpfliches Formenvokabular erarbeitet: hohe und flache Reliefe, Plastiken, die flach an der Wand hängen oder den Raum. Oftmals wirkt es so, als ob die Konstrukte aus zufällig gefundenem Material zusammengezimmert und mühsam ausbalanciert wurden.

Meisterhaft beherrscht Kortz-Waintrop den Umgang mit dem Material. Man muss schon zweimal hinschauen, um die hölzern wirkenden Skulpturen als Steingut-Plastiken zu erkennen. Die Oberflächenanmutung ist erstaunlich. Um die Materialien zu identifizieren, bedarf es eines genauen Blickes. Die Künstlerin arbeitet mit einer stark reduzierten Farbgebung in Brauntönen, Schwarz und Weiß.

Diesen Arbeiten gegenübergestellt sind die farbigen Gemälde und Collagen von Gudrun Emmert. Die Bilder schwanken zwischen Figuration, Abstraktion und Farbfeldmalerei.  Oftmals als Friese dicht nebeneinander gehängt, versucht man Zusammenhänge und Geschichten zu entschlüsseln. In der unterschwelligen Figuration meint man organische Formen zu sehen, wie Blumen, Muscheln oder Blätter. Kaum hat das Auge etwas ausgemacht, stört das Nachbarbild die Assoziation. Immer wieder spielt Emmert mit Ebenen, indem sie Objekte in Farbnebel hüllt oder mit Transparentpapier arbeitet,um Vorder- und Hintergrund zu inszenieren oder überlappen zu lassen.

Der Ausstellungstitel ist gut gewählt. „Polyphonie“, diese Mehrstimmigkeit, ist keine Kakophonie, aber es fehlt die Harmonie. Das jeweilige Werk der Künstlerinnen steht gleichberechtigt, aber isoliert nebeneinander und korrespondiert nicht. Das ist schade. Der Ausstellungsbesuch lohnt sich trotzdem, denn die beiden künstlerischen Ansätze sind außerordentlich stark. Insbesondere die Arbeiten Kortz-Waintrops überzeugen.

 Im September und Oktober gibt es Werkgespräche mit den Künstlerinnen.

Im September und Oktober gibt es Werkgespräche mit den Künstlerinnen.

Bis 28 Oktober. Sonntag, 23. September (15 Uhr), und Donnerstag, 18. Oktober (17 Uhr): Werkgespräche mit Gudrun Emmert und Janine Kortz-Waintrop. Die Teilnahme ist kostenlos.Führungen sind nach Voranmeldung möglich.
Öffnungszeiten: Di, Mi und Fr: 10 bis 16.30 Uhr; Do: 10 bis 18 Uhr, Sa: 14 bis 16.30 Uhr; So/Fe: 14 bis 18 Uhr. www.museum-wnd.de

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