500. Todestag Mona Lisa, die zu Tode fotografierte Schönheit

Paris · Der Hype um die Mona Lisa kennt keine Grenzen. Millionen drängeln sich im Pariser Louvre jedes Jahr um das Meisterwerk.

 Louvre-Besucher fotografieren die Mona Lisa.

Louvre-Besucher fotografieren die Mona Lisa.

Foto: dpa/Horacio Villalobos

Gedrängt stehen die Menschen, recken Smartphones und Tablets, posieren, machen Selfies. Tagein tagaus gibt es dieses Schauspiel im Pariser Louvre – vor der Mona Lisa. Das Bild gehört zu den meist besuchten Kunstwerken der Welt – und wird doch kaum betrachtet. Die durchschnittliche Verweildauer vor der Frau mit dem geheimnisvollen Lächeln wird laut Louvre auf weniger als eine Minute geschätzt.

Das Bild wirkt verschwindend klein hinter dem riesigen Panzerglas. Dabei hat Leonardo da Vinci das Porträt um 1503 mit 77 auf 53 Zentimetern fast in Lebensgröße gemalt. Seit 2005 wird die Mona Lisa im Louvre von dem Glaskasten nicht nur vor Feuchtigkeits- und Temperaturschwankungen geschützt, sondern auch vor den Schwingungen, die die Tausende Menschen täglich erzeugen. Viele begnügen sich mit einem kurzen Blick und einigen schnellen Fotos. Nur wenige nehmen sich die Zeit, das Bild aus der Nähe zu betrachten, was trotz des Gedränges durchaus möglich ist. Denn die Malerei hängt an einer eigenen Wand fast inmitten des großen Saals, so dass man auch von der Seite das Gesicht der weltbekannten jungen Frau betrachten kann, von der man sagt, dass ihr Blick einen verfolge, egal wo man steht.

Und lächelt sie nun? Der Frage gehen seit jeher Experten auf den Grund. Es wird vermutet, dass Leonardo den geheimnisvollen Ausdruck durch die von ihm perfektionierte Sfumato-Methode geschaffen hat. Dank mehrerer Farbschichten verschwimmen die Farben und erzeugen eine mysteriöse Ausstrahlung. Doch von diesem Bann ist im Saal nicht viel zu spüren. Statt Erstaunen, Entzücken und Emotionen herrscht Selfie-Wahn. Es bleibt ein Rätsel, warum Millionen Besucher dem Werk so wenig Zeit widmen.

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