Saarbrücker Kammerkonzerte Mit Herzblut in jedem Bogenstrich

Saarbrücken · Berückend: Das „Vision String Quartet“ gestern in der Saarbrücker Musikhochschule.

Streichquartett – einmal ganz anders. Am Sonntag gastierte das Berliner „Vision String Quartet“ bei den Saarbrücker Kammerkonzerten. Im voll besetzten Saal der Musikhochschule wurde das Publikum mit Schuberts „Erkönig“ eingestimmt. Originell für Streichquartett (!) bearbeitet. Literaturmangel oder Innovation? Musste so nicht unbedingt sein, machte aber Spaß.

Anschließend folgte Györgi Ligeti: Streichquartett Nr.1 – „Metamorphoses nocturnes“. 20 Minuten Veränderungen eines einfachen Vierton-Motives, in abenteuerliche Verwandlungen verpackt. In schneller Folge drängen Aggressivität, Larmoyanz und Meditatives in motorischer Dichte voran. Das war technisch perfekter und intensiver kaum darzustellen, als es die vier jungen Streicher, Musikanten wie aus einem Guss, taten. Ihre Spezialität: Stehend spielen und „par cœur“ (auswendig!), also „von Herzen“.

Herzblut war es auch, was in Ludwig van Beethovens spätem opus 132 pulste. Mit einer Ausdruckspalette von überirdisch schwebend bis zupackend irdisch versah es das „Vision String Quartet“. Die bestechend saubere Intonation, der gemeinsame musikalische Atem, der interpretatorische Gleichklang waren Voraussetzung für ein Spiel, das erstaunte, ja begeisterte. Selbst das Adagio, der ausgedehnte „Dankgesang“ des von schwerer Krankheit genesenden Beethoven, geriet so nicht zur „Einförmigkeit“, wie bei der Uraufführung 1825 reklamiert wurde. Und: In diesem Ensemble steckt noch mehr: Eine „Band“, mit Jazz, Rock und Pop. Ein paar Kostproben davon kamen gestern in der Musikhochschule als Zugaben: „Samba“, farbenreich-überraschende Pizzicato-Exkursion und eine atemberaubende Tremolo-Pièce von soft bis wütend. Herrlich!

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort