Kritik an zweitem Lockdown Museen geschlossen, Baumärkte geöffnet

Berlin · Berliner Staatsministerin Grütters schließt längeren Lockdown bei Kultureinrichtungen nicht aus.

Mit der Schließung von Theatern, Opern, Konzerthäusern oder Kinos sehen die Kulturministerinnen und -minister von Bund und Ländern eine „Verschärfung der extremen Notlage, in der sich die ganze Branche befindet“. Angesichts dieser neuen Corona-Beschränkungen müssten die vom Bund geplanten Überbrückungshilfen „nun schnell, unbürokratisch und kurzfristig wirksam umgesetzt werden“, heißt es in einer Mitteilung der Ministerrunde.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters befürchtet schwere Folgen für die Kulturszene. „Ich bin in großer Sorge um die Kultur“, sagte die CDU-Politikerin in einer Stellungnahme. „Bei allem Verständnis für die notwendigen neuen Regelungen: Für die Kultur sind die erneuten Schließungen eine echte Katastrophe.“ Es gehe „um die Existenz für mehr als 1,5 Millionen Menschen, die in unserem Land mehr als 100 Milliarden Euro zum Bruttoinlandsprodukt an Wertschöpfung beitragen und häufig als Soloselbstständige arbeiten“. Dem Nachrichtenportal „Pioneer“ sagt sie, es habe den Kulturschaffenden schon wehgetan, „dass sie in einem Atemzug mit Freizeit und Nagelstudios genannt worden sind“. Sie schließt nicht aus, dass der Lockdown in Kultureinrichtungen länger dauern könnte als die bislang beschlossenen vier Wochen. „Wir müssen da ehrlich sein und sagen, da werden die Zahlen von Anfang Dezember uns Antwort geben.“

Gegenüber den Bundesministern Olaf Scholz (Finanzen/SPD) und Peter Altmaier (Wirtschaft/CDU) drängen die Kulturminister darauf, bei der Wirtschaftshilfe „die Kultur- und Kreativbranche angemessen zu berücksichtigen“. Die Kultur dürfe nicht zum Opfer der Krise werden. Es gehe um Tausende Kinos, Privattheater, das gesamte Bühnengeschehen, Clubs oder Festivals. Betroffen seien zahlreiche Beschäftigte.  Einnahmeausfälle in den Kultureinrichtungen müssten „schnell, effizient und großzügig“ kompensiert und für die vielen Soloselbstständige passgenaue Förderungen geschaffen werden.

Einige Direktoren namhafter Kunstmuseen haben in einem Brief gegen die Schließung ihrer Häuser protestiert. „Bei allem Verständnis für die Herausforderungen, die Corona uns allen auferlegt, halten wir das für eine falsche Entscheidung“, teilten die 36 Direktorinnen und Direktoren mit. „Es ist uns unverständlich, warum es möglich ist, Baumärkte, Autohäuser und andere Geschäfte offen zu halten, Museen aber, die über dieselben oder großzügigere Flächen für einen Corona-gerechten Publikumsverkehr verfügen, geschlossen werden.“

Für Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ist Kultur „ein Lebenselixier für uns alle, für jeden Einzelnen und für die Gesellschaft als Ganze“. Das sagte er anlässlich des Konzertes zum 75. Gründungsjubiläum des NDR-Elbphilharmonie-Orchesters.

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