„Michael Douglas lässt grüßen“

Bekannt wurde Dieter Hallervorden Mitte der Siebziger Jahre als Ulknudel Didi in der Fernseh-Serie „Nonstop Nonsens“. Doch der 80-Jährige ist auch als politischer Kabarettist unterwegs, trat zum Beispiel bei den „Wühlmäusen“ auf. Als Charakterdarsteller präsentierte sich Hallervorden in „Sein letztes Rennen“ und erhielt dafür den Deutschen Filmpreis. Zuletzt feierte er einen großen Erfolg in der Tragikomödie „Honig im Kopf“, von und mit Til Schweiger, der ein Hollywood-Remake mit Michael Douglas als demenzkranker Opa plant. Hallervorden gibt derweil in „Ostfriesisch für Anfänger“ den störrischen Provinzler, der sich langsam mit einer Gruppe Flüchtlinge anfreundet. SZ-Mitarbeiter Dieter Oßwald sprach mit ihm.

 So geht's nicht weiter: Bürgermeister Holthagen (Holger Stockhaus) droht Uwe Hinrichs (Dieter Hallervorden) mit Untersuchungshaft.

So geht's nicht weiter: Bürgermeister Holthagen (Holger Stockhaus) droht Uwe Hinrichs (Dieter Hallervorden) mit Untersuchungshaft.

Foto: Universum Filmverleih

Herr Hallervorden, dem Alzheimer-Patienten aus "Honig im Kopf" folgt hier nun der Ostfriese - haben Sie auf Ihre alten Tage Gefallen daran gefunden, sich neu zu erfinden? Weg vom Ulknudel-Image?

Hallervorden: Das haben Sie eigentlich ganz gut erkannt! (lacht). Mir ist es schon wichtig, dass ich einmal andere Farben und Facetten von mir zeigen kann. Hinzu kam, dass mich dieses Drehbuch sehr überzeugt hat, weil es sehr gut in unsere aktuellen Zeiten der Völkerwanderungen passt.

Endlich die Komödie zum Thema Flucht?

Hallervorden: Ja, aber nicht nur. Es geht nicht einfach nur um Flüchtlinge. Sondern es geht um innere Werte, um Freundschaft sowie die Möglichkeit, auch in höherem Alter zu neuen Einsichten gelangen zu können und alte Denkweisen, etwa die Angst vor allem Fremden, neu zu überprüfen.

Wie beurteilen Sie die Denkweise der Kanzlerin?

Hallervorden: Ich gehöre zu denen, die diese Willkommensgeste von Frau Merkel sehr hoch geschätzt haben. Das ist ein anderes Bild von einem neuen Deutschland, was ich sehr unterstütze.

Wie Jan Böhmermann haben Sie mit einem Satire-Song gegen den türkischen Staatspräsidenten Erdogan protestiert. Ist das die Rückkehr zum Kabarett?

Hallervorden: Durch meine Theatertätigkeit war ich lange raus aus dem Satirebereich. Und wollte mich jetzt wieder zurückmelden, um zu zeigen, dass diese Leidenschaft nach wie vor besteht. Wobei ich ja nicht nur ein Lied über Erdogan gemacht habe, sondern auch über VW oder über meinen 80. Geburtstag. Es macht mir Spaß, Flagge zu zeigen.

Die meisten Menschen sind mit 80 im verdienten Ruhestand - ist Aufhören für Sie kein Thema?

Hallervorden: Mir bereitet die Arbeit noch großes Vergnügen. Solange mich die Beine noch alleine auf die Bühne tragen, der Kopf noch mitmacht und die Zuschauer mich sehen wollen, werde ich nicht aufhören. Ruhestand ist für mich eher ein Schimpfwort. Ich bevorzuge den Unruhestand.

Sie sprechen in "Ostfriesisch für Anfänger" fließend plattdeutsch, wie fleißig mussten Sie den Dialekt erlernen?

Hallervorden: Das Plattdeutsch war schon eine ziemliche Herausforderung für mich. Nach zehn Tagen intensiven Paukens mit einer Lehrerin hatte ich diesen Dialekt der Ostfriesen dann schließlich recht gut im Griff.

Hatten Sie Nachhilfe-Unterricht von Otto?

Hallervorden: Nein. Wir laufen uns bei Veranstaltungen bisweilen über den Weg, Ich hoffe, Otto wird sich unseren "Ostfriesen" anschauen und bin gespannt auf seine Meinung.

Gibt es eine Szene, auf die Sie in Ihrer Karriere sehr stolz sind?

Hallervorden: Ganz gut gelungen ist mir die Szene aus "Honig im Kopf", in der ich merke, dass mein Kopf es nicht mehr hergibt, jenen Brief zu schreiben, den ich meiner Enkelin schreiben wollte. Das hätte ich vielleicht anders geschnitten, aber es hat anscheinend auch so gereicht. (lacht)

Wie erleben Sie es, dass im US-Remake von "Honig im Kopf" nun Michael Douglas Ihre Rolle spielen wird?

Hallervorden: Michael Douglas hat den Film gesehen und mir einen schönen Gruß ausrichten lassen. Er fand die Darstellung sehr gut. Ich kann Til Schweiger für sein Remake jetzt nur die Daumen drücken. Für ihn bedeutet das einen riesigen Sprung und ich hoffe, dass er in Amerika damit eine große Anerkennung findet.

In der Camera Zwo (Sb), Kritik morgen in treff.region

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