Michael Buselmeier über die Gespenster der Kindheit

Saarbrücken · "Vielleicht bin ich selbst immer ein Kind geblieben, das nur ungern über Ursächliches nachdenkt", schreibt Michael Buselmeier (Jahrgang 1938) am Anfang seines jüngst erschienen Werkes "Ende des Vogelgesangs", das er am Montag im Saarbrücker Künstlerhaus vorstellte. In den rund 80 Texten vergegenwärtigt sich der Heidelberger Autor (s)eine Kindheit in der Kriegs- und Nachkriegszeit. In dichten, präzisen Prosaskizzen fängt er die Umstände seines Aufwachsens als "vaterloser Bastard" ein. Wie ein roter Faden zieht sich die "grenzenlose Einsamkeit" des Kindes durch drastische Anekdoten. Für den von der Mutter zum "kleinen Lord" stilisierten Erzähler sind es vor allem Märchen und hohe Literatur, die ihm zur Selbstbehauptung und -erhaltung dienten. "Die Zeiten haben sich geändert", schließt er versöhnlich: Seine Enkel gehen gerne in die Schule, wo er einst "Negerschlamm" runterwürgen musste.

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