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Saarbrücken · Die Kinderoper „Gold!“ hatte Premiere am Staatstheater – Vorlage ist das Märchen „Vom Fischer und seiner Frau“.

 Charmant und stimmlich beweglich: Sabrina Hentschke, Absolventin der Hochschule für Musik Saar, als Jakob und als Erzählerin.

Charmant und stimmlich beweglich: Sabrina Hentschke, Absolventin der Hochschule für Musik Saar, als Jakob und als Erzählerin.

Foto: Martin Kaufhold / Staatstheater/Martin Kaufhold;0049(0)171/4158942

„Manntje, Manntje, Timpe Te, Buttje, Buttje inne See, myne Fru de Ilsebill will nich so, as ik wol will.“ Mit diesen Worten presst im Märchen „Vom Fischer und seiner Frau“, das Philipp Otto Runge den Gebrüdern Grimm überließ, ein von schlechtem Gewissen geplagter Fischer einem sprechenden Fisch die immer maßloseren Wünsche seines Weibes ab. Und der zauberkräftige Butt erfüllt sie – als Dank dafür, dass der Fischer ihm sein Leben ließ.

Nach dieser Vorlage hatte am Sonntag die Kinderoper „Gold!“ (leider ohne Altersangabe) am Sonntag in der Alten Feuerwache Premiere. Das 2012 uraufgeführte Musiktheater von Leonard Evers (Komposition) und Flora Verbruegge (Text; deutsche Übersetzung: Barbara Burri) reduziert Darsteller und Musik auf eine Sängerin und einen Perkussionisten, bei gleichzeitiger Akzentverschiebung: Hauptperson ist der Junge Jakob, der dem Fisch die immer unersättlicheren Wünsche seiner Eltern übermitteln muss.

So wird „Gold!“ zur spannenden Parabel über die Korrumpierung einer Familie – und über Eltern, die ein Kind zum Handlanger ihrer Bedürfnisse machen. Gier und Machtwille sind die Gifte, die in das Familienidyll einträufeln. Und je maßloser die Ansprüche, desto fordernder wird auch Jakobs Ton. Dabei fängt alles ganz harmlos an: Jakob (mit beweglichem Mezzosopran, sehr charmant in ihrer Hosenrolle und zugleich Erzählerin: Sabrina Henschke, Absolventin der Hochschule für Musik Saar) ist der einzige Sohn bitterarmer Fischersleute. Ihm würde ein Paar Schuhe zum Glück schon reichen – nicht so seinen Eltern: größer, teurer, mehr. Ein Haus muss her, schließlich ein Palast plus Personal, auch wenn dies die Intimsphäre kostet; gefolgt von teuren Urlaubsreisen, die jedes Mitglied der mittlerweile Konsum-überreizten Familie alleine antritt.

Das alles inszeniert Musiktheater-Dramaturgin Renate Liedtke leicht und verspielt: Die Eltern werden von Henschke mit Puppen imaginiert, der Freudentaumel über das erste Paar Schuhe erinnert an Charlie Chaplins berühmten Brötchentanz aus „Goldrausch“, das junge Publikum darf interaktiv das zunehmend wütendere Meer mimen. Passend ist die phantasievolle Kulisse (Bühnenbild und Kostüme: Franziska Harbort) mit Liebe zum Detail: ein stattliches Wasserbassin ist mal Ozean, mal Swimmingpool. Segel dienen als Projektionsflächen fürs Kopfkino, große Klappmuscheln bergen witzige Innenwelten.

Auf einem umlaufenden Steg postiert ist der Schlagwerker, der gelegentlich szenisch eingebunden wird: Mit verschiedenen Stabspielen und anderen Perkussions-Instrumenten erschafft Thorsten Gellings (bei den weiteren Terminen im Wechsel mit Johannes Walter) virtuos einen musikalischen Klangkosmos zwischen Walzerseligkeit, gemäßigt moderner Tonsprache und Rap. Jakobs Lauf über den Muschelpfad wird genauso akustisch untermalt wie die zunehmend düstere Stimmung; Lichteffekte tun ein Übriges. Die Katastrophe naht, als die Eltern die ganze Welt für sich haben wollen. Doch „Gold!“ wäre kein Märchen, wenn die Familie, durch einen gewaltigen Sturm in die Armut zurück katapultiert, nicht erkennen würde, wo ihr wahres Glück liegt.

Termine: 21., 22., 24., 24., 25. Oktober; 5. Dezember. Karten gibt es unter:
Tel. (06 81) 309 24 86.

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