Streitbarer „Literaturpapst“ Bücherliebe zwischen Nörgelei und Leidenschaft

Saarbrücken · Populär wie ein Schlagerstar, gefürchtet wie kein anderer Literaturkritiker: An diesem Dienstag wäre Marcel Reich-Ranicki 100 geworden. Wie er Sachwissen und Show verband, unterhält noch heute.

 Dank des „Literarischen Quartetts“ gehörte er endgültig zu den bekanntesten Personen in Deutschland: 98 Prozent der Deutschen kannten Marcel Reich-Ranicki laut einer Umfrage 2010 – ein Spitzenwert, den sonst nur Heino schaffte. Kein Literaturkritiker war aber so omnipräsent wie Reich-Ranicki.

Dank des „Literarischen Quartetts“ gehörte er endgültig zu den bekanntesten Personen in Deutschland: 98 Prozent der Deutschen kannten Marcel Reich-Ranicki laut einer Umfrage 2010 – ein Spitzenwert, den sonst nur Heino schaffte. Kein Literaturkritiker war aber so omnipräsent wie Reich-Ranicki.

Foto: dpa/Oliver Berg

Deutsch sprechen ja. Deutsche Literatur lieben und über sie streiten – auch mit erhobenem Zeigefinger – unbedingt. Aber deutsch sein, um Himmels Willen! Geht es um deutsche Literaturkritik, prägte sein Namen lange Zeit das Feuilleton, schließlich konnte einer seiner Verrisse Bücher aus dem Schaufenster verbannen und deren Autoren in den Ruin treiben: An diesem Dienstag wäre der streitbare, gestenreiche und auch gefürchtete Marcel Reich-Ranicki 100 Jahre alt geworden. Legendär sind seine Auftritte in „Das Literarische Quartett“, der Sendung, welche die Literaturkritik aus den Feuilleton-Seiten holte und vor einem Millionenpublikum als Fernsehereignis unterhaltsam ausbreitete. „Erzählen kann er ums Verrecken nicht“, ist nur eines der markigen Urteile, für die ihn die einen heute noch lieben, während die anderen den Kopf schütteln. Den Titel eines Literaturpapsts trug er jedenfalls nicht zu Unrecht, hatte er doch als Kritiker, trotz widriger Umstände, eine beispiellose Karriere hingelegt.