Letzter Vorhang für ein grandioses Dutzend

Saarbrücken · Ramon John ist einer der auffälligsten und markantesten Tänzer des Balletts am Saarländischen Staatstheater. Zum Ende der Spielzeit verlässt der Publikumsliebling Saarbrücken. Er wechselt zum Hessischen Staatsballett. Insgesamt verabschieden sich zwölf der 18 festen Ensemblemitglieder vom Saarland.

 Seine Fans werden ihn vermissen: Ramon John, hier auf dem Plakat für den Ballettabend Kilian_Celis_Chaix". Foto: Bettina Stöss

Seine Fans werden ihn vermissen: Ramon John, hier auf dem Plakat für den Ballettabend Kilian_Celis_Chaix". Foto: Bettina Stöss

Foto: Bettina Stöss

"Sechs Jahre!" - Ramon John lacht und kann es selbst kaum fassen wie schnell die Zeit vergeht. Als 21-Jähriger kam er 2010 frisch von der Frankfurter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst nach Saarbrücken in die damals noch von Marguerite Donlon geleitete Compagnie. Sie war am Main eine seiner Ausbilderinnen gewesen, holte das Nachwuchstalent John, der aus Fulda stammt, nach Saarbrücken. Der hochgewachsene, gut aussehende Mann mit dem kahl rasierten Kopf, den sanften braunen Augen und unendlich langen Armen und Beinen fiel gleich auf. Über die Jahre tanzte er immer wieder herausragende Rollen. "Ich habe hier in Saarbrücken viel gelernt, hatte viele Freiheiten", zieht er Bilanz. Und das nicht nur als Tänzer. Denn seit Beginn seines Engagements in Saarbrücken zeigte er jedes Jahr in der Reihe "Substanz" eine eigene Choreografie (auch zurzeit).

Vor allem die Arbeit mit Donlon habe ihn sehr geprägt, er schätzt deren experimentelle Ansätze. Das neoklassische Ballett hat es ihm angetan - und davon wird es in Wiesbaden und Darmstadt, den beiden Standorten des 28-köpfigen Hessischen Staatsballetts unter der Leitung von Tim Plegge, wohl mehr geben als in Saarbrücken. Wayne McGregor, der Londoner Tanz-Star und Haus-Choreograf des Royal Ballets, wird kommende Spielzeit in Wiesbaden zu Gast sein. Sein Stil gilt als innovativ-experimentell, versetzt mit neoklassischen Komponenten - immer wieder Spitzentanz, "lange Beine", wie es John formuliert. "Ich bin sehr froh, denn ich stehe auf der Besetzungsliste für sein Stück", strahlt der Tänzer, der gelegentlich auch als Model arbeitet. "Ich wollte schon immer mit McGregor arbeiten." Auch der japanische Tänzer Massayoshi Katori wechselt nach Wiesbaden. Das Hessische Staatsballett biete viele Möglichkeiten, mit spannenden Choreografen zusammenzuarbeiten, freut sich Ramon John. In der Tat - wer sich dessen facettenreiches Programm anschaut, findet viele Gastspiele namhafter Compagnien wie auch viele Gastchoreografen.

Gefragt nach seinen Lieblingsrollen, muss Ramon John nicht lange nachdenken. "Soma" (von Donlon) sei für ihn ein tänzerischer Höhepunkt gewesen. Außerdem "Cinderella", das Ballett, mit dem sich der amtierende Ballettchef Stijn Celis 2012 in Saarbrücken erstmals vorstellte, damals noch als Gastchoreograf.

"Er hatte mich für die Rolle der bösen Stiefmutter ausgewählt und die wollte ich zuerst überhaupt nicht tanzen", sagt John und lacht. Dann wurde es eine seiner unvergessenen Paraderollen, in der er mit ungeheurem parodistischem, schauspielerischem Talent als tuntiges, boshaftes Weib glänzte. Ramon Johns Fans werden wohl auch die wunderbaren Pas de deux mit Liliana Barros vermissen, die beim Ballett bleibt. Insgesamt verlassen zwölf Tänzer das Haus, mehr als die Hälfte der Kompagnie. Zu Beginn der neuen Spielzeit treffen wir also auf viele neue Gesichter. Es erwartet uns ein zum großen Teil neues Ballettensemble - wir sind gespannt!

Morgen gibt es zum letzten Mal "Substanz" in der Alten Feuerwache in Saarbrücken (19.30 Uhr). Am Donnerstag werden die Tänzer nach dem Ballettabend "Kilian_Celis_Chaix" (KCC) verabschiedet. Letzte Vorstellung des dreiteiligen Tanzabends ist am Samstag, (jeweils 19.30 Uhr). Karten: Tel. (06 81) 30 92 486.

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