Ausstellung in Paris Leben, Überleben, Weiterleben

Paris · In Paris sind Gemälde von Ceija Stojka zu sehen. Sie beschreiben ihr Schicksal als Romni in der NS-Zeit.

 Besucherinnen vor den Bildern von Ceija Stojka.

Besucherinnen vor den Bildern von Ceija Stojka.

Foto: dpa/Sabine Glaubitz

Ein Holzkarren, in dem Körper aufeinanderliegen; nackte Männer und Frauen, die ihre Geschlechtsteile mit ihren Händen verbergen; Menschen, eingepfercht in einem Zugwaggon. Diese Bilder hat Ceija Stojka 40 Jahre nach dem Grauen in den Konzentrationslagern Auschwitz-Birkenau, Ravensbrück und Bergen-Belsen gemalt. Nicht nur um das Unbeschreibliche zu verarbeiten. Ihre Bücher und Bilder entstanden auch als Mahnung vor dem wieder auflebenden Nationalismus.

Bis zu ihrem Tod 2013 hat die Romni rund 1000 Werke geschaffen. Mehr als 150 sind nun unter dem Titel „Une artiste rom dans le siècle“ (etwa: Eine Rom-Künstlerin in ihrem Jahrhundert) erstmals in Paris in der Kunststiftung „La Maison Rouge“ nahe der Opera Bastille zu sehen. Die ersten Bilder hat die Autodidaktin Anfang der 90er-Jahre entworfen, wenige Jahre nach dem Erscheinen ihres ersten Buches „Wir leben im Verborgenen. Erinnerungen einer Rom-Zigeunerin“ (1988). Weitere Bücher und Gedichtbände folgten.

Wie so viele Überlebende brauchte auch sie Jahre, um die Entmenschlichung mitteilen zu können. Doch Stojkas Traumatherapie hat auch eine politische Dimension. „Ihre Werke fallen in einen Zeitraum, in dem in Österreich der Nationalismus wieder verstärkt auflebte“, erklärt der Kurator Xavier Marchand. In den 90er-Jahren wurden in Österreich Anschläge mit Briefbomben gegen Menschen und politische Vertreter verübt, die als liberal und ausländerfreundlich galten. Im Februar 1995 fielen den Rohrbomben auch vier Roma zum Opfer.

Stojka, 1933 in der Steiermark geboren, gehörte zu den sechs Mitgliedern ihrer rund 200-köpfigen Großfamilie, die den Völkermord an den Sinti und Roma überlebten. Ende März 1943 wurde sie mit ihrer Mutter und ihren fünf Geschwistern nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Ihr Vater wurde bereits 1941 festgenommen und in Dachau ermordet.

Das Leiden hat Stojka direkt und schematisch umgesetzt: nackte Figuren hinter Stacheldraht, verschreckte Gestalten, auf die Soldaten schießen, Körper, die von Flammen verschlungen werden.

Bis 20. Mai. Informationen unter
www.lamaisonrouge.org

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