Musikwelt Lasst uns ohne Trump die Welt verändern

Saarbrücken · Pink Floyd-Kopf Roger Waters bringt morgen nach 25 Jahren wieder ein neues Rockalbum heraus – es klingt alles fast so wie früher.

 Im Grunde, sagt Roger Waters, habe er sein neues Album nur gemacht, weil irgendwer ja gegen „The Donald“ mobil machen müsse – so kann man auch Werbung für sich machen. Foto: Sean Evans/Sony Music

Im Grunde, sagt Roger Waters, habe er sein neues Album nur gemacht, weil irgendwer ja gegen „The Donald“ mobil machen müsse – so kann man auch Werbung für sich machen. Foto: Sean Evans/Sony Music

Foto: Sean Evans/Sony Music

Als Roger Waters 1990 auf dem Potsdamer Platz vor 250 000 Menschen das Konzeptalbum "The Wall" aufführte, sah es so aus, als würde die Welt ein Stück weit zusammenwachsen. Was für ein Irrtum. Heute werden keine Mauern eingerissen, sondern in Israel, Mexiko und an den Außengrenzen Europas neue hochgezogen. Da ist es an der Zeit, dass Roger Waters auf die Bühne zurückkehrt.

Eine Oper über die Französische Revolution ("Ça Ira") hat er in den vergangenen Jahren gemacht, Musikerkollegen dazu aufgerufen, nicht im "Apartheidstaat" Israel aufzutreten. Auf eine Sperranlage im Westjordanland hat er die Parole "We Don't Need No Tough Control" gesprüht. Jetzt erscheint 25 Jahre nach "Amused To Death", auf dem er sich inspiriert durch den Medienwissenschaftler Neil Postman an der Macht der Medien während des ersten Golfkrieges abarbeitete, mit "Is This The Life We Really Want?" endlich wieder ein Rockalbum des Ex-Pink-Floyd-Bassisten. Auch in den zwölf neuen Songs übt der 1943 als Sohn eines Minenarbeiters in Great Bookham geborene Waters jede Menge Kritik an den gegenwärtigen Zuständen. Vor allem auf US-Präsident Trump hat er es abgesehen. "Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er weitreichenden Schaden anrichtet", sagte Waters. "Das Tragische an ,The Donald' ist, dass ich dieses Album im Grunde ihm verdanke. Ich hatte nicht vor, eine Platte aufzunehmen, sondern eher ein Radio-Hörspiel. Nur: Daraus ist etwas ganz Anderes geworden - weil ich es für wichtig hielt, Stellung zu beziehen. Und weil es kein anderer tut."

Schon das Cover mit den geschwärzten Textpassagen macht auf Zensur aufmerksam. In "Déjà Vu", dem besten Song, sinniert Waters - während die Uhr wie einst bei "Time" heruntertickt - getragen von Streichern darüber, was er tun würde, wäre er Gott. Auf jeden Fall einen "besseren Job machen", wie er singt, ohne Bankencrashs und Hunger auf der Welt. Der Song "The Last Refugee" endet unzweideutig mit Möwen & Meeresrauschen. Und "The Most Beautiful Girl" beklagt den Tod eines Mädchens im Jemen, das bei einem US-Bombenangriff starb.

Es herrscht eine melancholische Grundstimmung, mit Waters‘ brüchiger Stimme im Vordergrund. Von den Klangcollagen auf "Amused To Death" ist wenig übriggeblieben. Es ist ein puristisches Rockalbum, das sich selten in sinfonische Höhen aufschwingt. Nur beim getriebenen "Picture That", das Amerikas Bekenntnis zur Gier kritisiert, erhöht sich der Puls kurz. Bei "Smell The Roses" das fast zu grooven beginnt.

Musikalisch ist alles beim Alten. Die Songs sind von akustischer Gitarre und Piano getragen, bevor E-Gitarre und Violine dazukommen. Öfter erinnert das an "The Wall". Aber wie schon auf Waters bisherigen Alben fehlen David Gilmores Solos und Melodien. Auch bei Pink Floyd schon lieferte Waters, um die Opernsprache zu bemühen, oft die Rezitative, die die Handlung voranbrachten, während sein Gegenpart Gilmore mit Gitarre für die Arien und großen Gefühle zuständig war.

Trotzdem ist das von Nigel Godrich (Radiohead, U2, Paul McCartney) perfekt produzierte Album nicht schlecht geworden. Waters ist sich treu geblieben, er kämpft weiter für eine bessere Welt. Demnächst will er "The Wall" an der mexikanischen Grenze aufführen. Ob er Gehör bei ,,The Donald” findet?

Roger Waters: Is This The Life We Really Want? (Smi Col/ Sony Music)

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