Kunstprekariat pur: Webserie „Endzeit“

Saarbrücken · "Digitales Produzieren" steht diesmal im Fokus der Branchentage des Ophüls-Festivals - in Zeiten des sich digitalen Plattformen öffnenden Filmgeschäfts, inflationären Streamings und des rasant expandierenden Videodienstes Netflix ein sich geradezu aufdrängendes Thema.

Eines der vorgestellten Projekte war die ziemlich originelle Webserie "Endzeit", die aus dem Herzen des modernen Kunstprekariats kommt (www.endzeit.at ). Deren Macher (Drehbuch & Regie) sind der Wiener Kunstakademieabsolvent Jan Groos und seine Schwester, die Theaterwissenschaftlerin Anna Loos. Im Zentrum der Serie steht der junge Künstler Daniel (gespielt von Jan Groos), der von seinem Onkel Notfall-Rucksäcke erbt und damit ein Geschäfts- und Aussteigermodell ausheckt. Die aus sieben, je 15-minütigen Folgen bestehende erste Staffel lief auf dem Festival quasi als Serien-Spielfilm.

In einem Werkstattgespräch erzählten die Geschwister im Hotel Leidinger vom Making of ihrer Staffel, die immerhin 2500 Follower hat, und verströmten dabei so viel Idealismus ("Crowdfunding als Finanzierungsmodell wäre für uns ein Ausschnorren von Freunden"), dass man beiden langen künstlerischen Atem wünscht. Das österreichische BKA (Bundeskanzleramt) förderte das Projekt anfänglich mit 36 000 Euro, die natürlich längst aufgebraucht sind. Derzeit zehrt man noch von einer Zweitförderung in Höhe von 12 000 Euro (durch das BKA und den ORF). "Sagt Bescheid, wenn ihr einen Cutter braucht", meinte eine Cutterin, die sich wie andere Branchenvertreter schnell erwärmten für das Webprojekt, das seinem Plot folgend "frei von kapitalistischer Verwertungslogik" bleiben will. Auf einer eigenen Homepage lässt das Groos-Duo Daniel nun auch einen Blog führen, um so die Netz-Interaktion zu schüren. Kompliment!

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