Kunst, die alles auseinandernimmt

Saarbrücken · Die Saarbrücker Galerie Zimmerling & Jungfleisch zeigt in der Ausstellung „Opened Circle“ die Urban Artists Alexey Luka und SWIZ. Beide arbeiten streng geometrisch.

 SWIZ lotet die Grenzen aus zwischen Abstraktion und Figuration. Fotos: Galerie Zimmerling & Jungfleisch

SWIZ lotet die Grenzen aus zwischen Abstraktion und Figuration. Fotos: Galerie Zimmerling & Jungfleisch

Gerade hat Alexey Luka mit der Wand an der Garage in Saarbrücken das erste Werk des neuen Kunstspazierweges Artwalk fertiggestellt. Wer sich die Werke des Moskauer Künstlers mit der Zersplitterung des Bildgegenstandes bis in die Unkenntlichkeit und die klare Bildkomposition anschaut, wird sofort an die russischen Avantgardisten des Kubofuturismus und des Suprematismus erinnert. Die zählt Luka zwar zu seinen Vorbildern, doch kopieren möchte er sie nicht.

Luka erzählt in seinen Bildern persönliche Geschichten. Welche, das möchte er nicht preisgeben und lässt den Betrachter rätseln. Mühsam muss man in den Bildern aus geometrischen Grundformen lesen und erkennt mal ein Auge, dann ein Ohr oder eine Nase. Ein Genuss sind die Assemblagen aus bemaltem Holz, die die in der Galerie am Eurobahnhof ausgestellten Gemälde in den Raum wachsen lassen. Luka nutzt die unterschiedlichen Farben und Maserungen der Hölzer, die oftmals Fundstücke sind, und setzt mit Pastelltönen farbliche Akzente. Eine Ergänzung dazu sind die Papiercollagen, die die Malerei Lukas an ihren Ursprung aus Figuration und Dekonstruktion führen und mit den übrigen Werken über Form und Farbe kommunizieren.

Ihnen gegenüber hat die Galerie Zimmerling & Jungfleisch Arbeiten des Franzosen SWIZ gestellt. Auch bei dem Pariser Künstler spielen Kubismus und Futurismus eine große Rolle. Die Gemälde sind streng geometrisch aus Rechtecken, Dreiecken und Kreisen in warmen Blau- und Brauntönen zusammengesetzt. Schaut man lange genug darauf, erkennt man übereinanderliegende transluzente Schichten. Da sind urbane Silhouetten genauso wie Stadtpläne und Anklänge an das Style-Writing der klassischen Graffiti. Im Gegensatz zu den Arbeiten von Luka, die erobert werden wollen, sind SWIZ' Arbeiten gefälliger und nehmen den Betrachter schnell für sich ein.

Mit SWIZ und Alexey Luka präsentiert die Galerie erneut zwei Hochkaräter der Urban Art. Das verbindende Element des Ausstellungstitels "Opened Circle", des geöffneten Kreises, scheint insbesondere angesichts von Lukas Arbeiten ein bisschen bemüht. Tatsächlich verbindet die beiden weniger, als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Während Luka mit seinen abstrahierenden Dekonstruktionen eine Verschleierung seiner Geschichten bewirken möchte, scheint SWIZ eher bemüht um die Auslotung der Grenzen von Abstraktion und Figuration und dabei auf formelle und farbliche Harmonie bedacht. Darüber ist der Russe längst hinweg und im Ausdruck viel radikaler. Seine Arbeiten sind weniger dekorativ, aber künstlerisch bedeutsamer. Die beiden eher gegensätzlichen Positionen gemeinsam zu zeigen, ist sehr interessant, weil sie mit ähnlicher Formensprache völlig Unterschiedliches wollen.

 Erst vor kurzem hat Alexey Luka sein Wandbild an der Saarbrücker Garage fertiggestellt.

Erst vor kurzem hat Alexey Luka sein Wandbild an der Saarbrücker Garage fertiggestellt.

Läuft bis 3. Juni. Di/Do/Fr 15-19 Uhr. Mi 10-12 und 15-20 Uhr. Sa 11-15 Uhr.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort