Künstliche Kehlköpfe, echte Kanarienvögel: Saarbrücker Klangkunst

Saarbrücken · Kehlköpfen (ohne die dazugehörigen Menschen) das Singen beizubringen, ist keine leichte Aufgabe - deshalb war die Ausstellung "Two measures of time" in der Stadtgalerie Saarbrücken bei der Vernissage im September alles andere als abgeschlossen. Es ist ein Prozess, der hier abläuft: Martin Riches, der zusammen mit Max Eastley (beide renommierte britische Klangkünstler) seine Arbeiten zeigt, bildet vier künstliche Kehlköpfe zum Gesangsquartett aus.

Riches' "Singing Machines", wie er sie nennt, bestehen unter anderem aus einem Klangblättchen sowie einer Zunge und Lippen aus Holz. Pumpt ein Gebläse Luft in die Vorrichtung, entsteht ein Klang, den Riches mit einem computergesteuerten Mechanismus verändern kann. "Die Tonbreite umfasst eine Oktave", sagt er. "Und die Maschine erzeugt nur Vokale." Das genügte, um sie in Konzerthäusern in Essen, Amsterdam oder Tokio singen zu lassen. Das Quartett muss Riches noch fertig programmieren, dann will er Tonaufnahmen machen und sie einem japanischen Komponisten schicken.

Außerdem sind in die Ausstellungsräume unlängst zwei Kanarienvögel eingezogen - neben die Serinette. Mit solchen kleinen, automatischen Orgeln hat man im 18. Jahrhundert Kanarienvögeln das Pfeifen bekannter Melodien beigebracht. Riches tut heute mit Hilfe eines Vogeltrainers dasselbe, die Ergebnisse hat er etwa beim Berliner Maerz-Musik-Festival präsentiert. Die kleinen Sänger in der Stadtgalerie wurden von begeisterten Besuchern vorbeigebracht. Riches versichert, dass sie glücklich seien.

"Two measures of time" ist noch bis 8. Januar zu sehen. Martin Riches ist bis Sonntag, 22. Dezember, täglich persönlich vor Ort, zur Finissage am 8. Januar wird er gemeinsam mit seinem Klangkunstkollegen Max Eastley ein letztes Mal durch die Ausstellung führen.

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