Konzerte mit Ausrufezeichen

Saarbrücken · Attraktive Solisten, eine neue Konzertreihe, dazu ein Besucherplus in den Sinfoniekonzerten: Das Saarländische Staatsorchester startet vielversprechend in seine neue Saison.

 Nordisch lässig: Christian Lindberg ist selbst der beste Interpret und Dirigent seiner Werke. Das schwedische Multitalent ist in diesem Jahr „Artist in Focus“ beim Staatsorchester; am 16. und 17. Oktober ist er in Saarbrücken im Konzert zu erleben. Foto: Mats Bäcker

Nordisch lässig: Christian Lindberg ist selbst der beste Interpret und Dirigent seiner Werke. Das schwedische Multitalent ist in diesem Jahr „Artist in Focus“ beim Staatsorchester; am 16. und 17. Oktober ist er in Saarbrücken im Konzert zu erleben. Foto: Mats Bäcker

Foto: Mats Bäcker

Gleich auf der Titelseite macht es eine Riesenwelle: Das einst unscheinbare Programmbüchlein des Saarländischen Staatsorchesters hat sich zum Konzertmagazin gemausert; hoch emotional in den Bildern, pointiert formuliert. Ein Heft, das vor allem eines sagt: Da muss man hin! Konsequenterweise steigert sich jede Konzertankündigung zum Ausrufezeichen. "Freiheitsliebend!" steht etwa über den beiden Terminen diesen Sonntag (11 Uhr) und am Montag ( 20 Uhr), wenn die Moskauer Top-Pianistin Olga Scheps Beethovens drittes Klavierkonzert spielen wird.

Offenbar arbeitet da ein geschickter Klassik-Verkäufer, dem jedoch, was er offeriert, hochheilig ist. "Das Konzert soll so unangetastet wie möglich bleiben", bekundet Stefan Eschelbach. Eine Art Glaubensbekenntnis seines Tuns als Orchestermanager des Saarländischen Staatsorchesters. Von bunten Lichtchen im Konzertsaal etwa, von Sinfonik-Disko, hält der Mittvierziger nichts. Konzentration auf das Eigentliche, die Musik, sei unabdingbar. Was nicht heißt, dass es bei Beethoven und Tschaikowsky stocksteif zugehen muss. Im Gegenteil: Seit Nicholas Milton als Generalmusikdirektor an der Saarbrücker Bühne das Sagen hat, hielt ein deutlich legererer Ton Einzug; Milton umarmt das Publikum förmlich. Australische Herzlichkeit, die ankommt: Gleich in der ersten Saison Miltons, 2014/2015, stieg die Gesamt-Besucherzahl der Sinfoniekonzerte auf 14 021; über 1500 Konzertgäste mehr als bei Vorgänger Toshiyuki Kamioka. In der vorigen Saison waren es 13 475 Besucher, auch das noch klar über den 12 367 der letzten Kamioka-Saison.

Der Orchestermanager, zuvor in Nürnberg und bei der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz in Diensten, tut das Seine zum Aufschwung dazu. Das Konzert-Magazin ist mit einer stolzen 10 000er Auflage - "aber genauso teuer wie das Programmbuch vorher" - ein wesentlicher Baustein. Besucherbeflügelnd kommt ein Aufwärtstrend in puncto Solisten hinzu. In der neuen Saison geben sich die Stars die Klinke in die Hand: Nach Olga Scheps sind das die junge Geigerein Akiko Suwanai, der exzellente Cellist Daniel Müller-Schott und eine der derzeit besten Klarinettistinnen überhaupt, Sharon Kam. Früher waren solche klangvollen Namen die Ausnahme, mittlerweile sind sie die Regel. Ein kräftiger Aufschlag aufs Solistenbudget? Mitnichten. Da dokumentieren sich vielmehr Eschelbachs Verhandlungszähigkeit und seine über Jahre aufgebauten Kontakte. Und vor allem, dass das Staatsorchester seit 2014 einen solchen Manager hat. Überdies hat er die Konzertreihe in der Alten Feuerwache mit kleinerer Besetzung angestoßen: "Inspiration" überschrieben, lief sie gut an.

Alles zusammen lässt das die Konzertsparte des Staatstheaters aktuell erfreulich gut dastehen. Dabei setzen Chefdirigent Milton und Eschelbach in ihren Programmen nicht allein auf Populäres. "Saarbrücken hat ein sehr aufgeschlossenes Publikum", sagt Eschelbach, das auch zeitgenössische Musik schätze. Statt aktuelle Werke, wie oft, zwischen Klassik-Gassenhauern zu verstecken, macht Eschelbach daraus ein Ereignis: "Artist in Focus" heißt das, wobei ein Komponist sich mit seinen Arbeiten ausführlich vorstellt. Diesmal präsentiert sich der schwedische Komponist, Dirigent und "Posaunen-Paganini" Christian Lindberg. "Und das ist auch dann ein Erfolg, wenn man damit 200, 300 Leute erreicht, die es wirklich interessiert." Dem Druck, dass Konzertsäle voll sein müssen, will sich Eschelbach jedenfalls nicht beugen. Das sei doch der Sinn von öffentlicher Kulturförderung, eben das nicht Gängige zu unterstützen. Recht hat er. Auch wenn sich sowas natürlich leichter sagt, wenn die Auslastungszahlen klettern statt zu fallen.

 Pianistin Olga Scheps ist Solistin im ersten Sinfoniekonzert am Sonntag. Foto: Uwe Arens

Pianistin Olga Scheps ist Solistin im ersten Sinfoniekonzert am Sonntag. Foto: Uwe Arens

Foto: Uwe Arens

1. Sinfoniekonzert: 25. September (11 Uhr) und 26. September (20 Uhr) in der Saarbrücker Congresshalle.

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