Neue Filme Die Liebe zu vorgerückter Lebensstunde

Hamburg · Die Geschichte ist nicht neu. Im Gegenteil. Der portugiesische Regisseur Sebastián Lelio hat seinen preisgekrönten Film „Gloria“ fünf Jahre später noch einmal neu verfilmt. Neu ist Julianne Moore als Hauptdarstellerin. An ihrer Seite glänzt John Turturro.

 Gloria (Julianne Moore), eine 58-Jährige stürzt sich in das Leben. Zu jeder Stimmung hat sie einen Hit der 80er Jahre auf den Lippen.

Gloria (Julianne Moore), eine 58-Jährige stürzt sich in das Leben. Zu jeder Stimmung hat sie einen Hit der 80er Jahre auf den Lippen.

Foto: SquareOne/Hilary Bronwyn Gayle

Das Leben ist eben doch ein Popsong. Oder besser noch: eine Aneinanderreihung von Popsongs. Dieses Gefühl hat man zumindest, nachdem man den neuen Film „Gloria – Das Leben wartet nicht“ von Regisseur Sebastián Lelio gesehen hat. Fast alle Schlüsselszenen aus dem Alltag der Hauptdarstellerin Julianne Moore werden durch starke und passende Lieder aus den 80er Jahren kommentiert. Entweder singt sie die Schlager selbst lautstark oder leise – je nach Stimmungslage – mit oder sie erklingen unauffällig im Hintergrund. Allen Songs ist gemein: Sie beschreiben den Seelenzustand von Gloria.

Die attraktive Gloria Bell ist eine lebenslustige Frau Ende 50. Sie ist geschieden, ihre Kinder sind erwachsen. Unter der Sonne von Los Angeles versucht Gloria, das Leben zu genießen und das Beste daraus zu machen. Sie geht gern tanzen, flirtet dabei auf der Suche nach der kleinen oder großen Liebe, geht mit ihrer Tochter zum Yoga, besucht Lachkurse, passt auf ihren Enkel auf und trifft Freunde bei Rotwein und ihre Mutter beim Mittag.

Jede Kameraeinstellung dreht sich nur um Gloria. Es ist der präzise Blick auf den Alltag dieser Frau. Dann trifft Gloria Arnold (John Turturro). Aus Verliebtheit wird schnell eine Beziehung, bei der er aber viel Gepäck aus der Vergangenheit mitbringt und auch nicht los wird.

Der Stoff ist für Regisseur Sebastián Lelio nicht neu: Er hat seinen eigenen Film aus dem Jahr 2013 mit anderen Schauspielern und neuer Szenerie verfilmt. Für das Original bekam seine Hauptdarstellerin bei der Berlinale 2013 den Silbernen Bären als beste Hauptdarstellerin. Nun hat der oscarprämierte Chilene („Eine fantastische Frau“, bester fremdsprachiger Film des Jahres 2018) aus der Geschichte ein US-Remake produziert.

Mit niemand anderem als Julianne Moore hätte er das machen wollen, sagte er im Vorfeld des Filmstarts. „Ich werde oft gefragt, warum ich meinen eigenen Film noch einmal neu gedreht habe. Und ich könnte stundenlang das Warum erläutern, aber es gibt eine ganz simple Antwort darauf: aus Bewunderung für Julianne Moore.“

Und so lässt Sebastián Lelio die Oscarpreisträgerin („Still Alice“) durch sein Werk tanzen, singen, lieben und leben. „Dem Film wohnt eine neue Energie inne“, ist Lelio überzeugt. Und tatsächlich verkörpert Moore auf eine schöne Art eine Frau, die man gern in ihrem Alltag beobachtet. Sie spielt unaufgeregt, kaschiert ihr Alter nicht und wirkt dabei sympathisch.

Darüber hinaus zeigt der Film die verschiedenen Seiten einer starken Frau, die einfach nicht aufgibt und das Leben genießt. Eine unerwartete Wendung, einen Aha-Moment gibt es zwar nicht, langweilig ist „Gloria“ trotzdem nicht. Und wer die Pop-Songs der 80er mag, wird so oder so bestens unterhalten.

(dpa)
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