Kannibalen im Wilden Westen: „Bone Tomahawk“

Saarbrücken · Gutes Timing (und Marketing): Gerade läuft Quentin Tarantinos Western "The Hateful 8" mit Kurt Russell im Kino, da erscheint in dessen Windschatten ein weiterer Western mit Russell als DVD-Premiere: "Bone Tomahawk", eine Produktion mit schmalem Budget, aber großer Ambition.

Regiedebütant S. Craig Zahler (auch Buch und sparsam eingesetzte Musik) erzählt von einem Westernstädtchen, dessen Friede empfindlich gestört wird. Kannibalen, von der Zivilisation bisher unberührt geblieben, verschleppen einige Dörfler. Der Sheriff (Russell) macht sich mit drei Männern auf, die Entführten zurückzuholen. Eine Reise in die Finsternis beginnt.

Das hätte ein knalliger Genre-Hybrid aus Western und Horror werden können, der mit etwas Ironie in Richtung "Kultfilm" schielt. Doch "Bone Tomahawk" wählt einen anderen, interessanteren Weg. Er erzählt seine Geschichte als ganz klassischen, ruhigen Western, er lässt sich Zeit für seine Figuren mit ihren Ecken und Kanten. Da wird viel kampiert und am Lagerfeuer geredet; die vier ungleichen Männer raufen sich mühsam zusammen, was durchaus spannend ist, dank guter Dialoge und eines exzellenten Ensembles um den wettergegerbten Russell.

Die letzten 20 Minuten spielen in der Höhle der Kannibalen, wo einige drastische Momente durchaus auf den Magen schlagen können; gleichzeitig beschwört der Film bei allem Schrecken ein lakonisches, aufrechtes Westernheldentum, als weilte John Wayne noch unter uns. Ein eigenwilliger Film.

Erschienen bei Constantin.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort