Gregory Porter in Luxemburg Eine Mütze voller Jazz-Glück
Luxemburg · Perfekt. Sucht man nach dem einen Wort, das alles greift, das Konzert wie die fünf Könner an den Instrumenten, Stimme wie Stimmung, landet man zwangsläufig dabei, perfekt.
Selbst die Bühnenlampen, die so gekonnt auf antik machen und die große Luxemburger Philharmonie auf Kellerclub-Heimeligkeit zusammenschnurren lassen, sind in Wahrheit moderner LED-Zauber für den blau-rot-goldenen Schimmer. Irgendwie alles zu schön, um noch authentisch zu sein. Vielleicht geht man deshalb auch fast schon trunken vor so viel Perfektion aus einem Gregory-Porter-Konzert.
Jetzt war der Mann mit der Mütze wieder in Luxemburg. Und das heißt erst mal: full house. Weil den Schmusebär des Jazz selbst jene gut finden, denen Jazz sonst zu „schräg“ ist. Und mit seinem Nat-King-Cole-Album, bei dem gefühlt der Songhimmel voller Geigen hängt, freut man sich jetzt schon auf Winterabende zu zweit vorm Kamin. Porters Version von „Mona Lisa“ jedenfalls, puristisch, bloß sein samtener Bariton zu Arabesken von Pianoman Chip Crawford hingetupft, tönt trunken vor Gefühl und ist ein großes Stück vom Glück. Punkt. Denn warum soll ein Jazz-Mann nicht mal Gänsehautmusik singen? Aber Porter kann ja auch das Gegenteil. Vom sahnigen Legato bis zum aphrodisierenden Barry-White-Vibrato hat er alles in der Stimme. Lässig und just in time abrufbar. Und ganz gleich, welche Titel er aus seinen, zum Teil, Grammy-gekrönten Alben „Liquid Spirit“ oder „Take me to the alley“, singt – mit seiner exzellenten Band entlässt er die eher konfektionierten Albumware in die freie Wildbahn der Soli und der Improvisation. Das ist dann das noch größere Stück vom Glück. Und natürlich: perfekt.